Die deutsche Sprache verändert sich immer mehr durch den Einfluss von Migranten. "Deutsche Jugendliche übernehmen vermehrt die Aussprache und Satzbildung ausländischer Jugendlicher und benutzen auch häufig Worte aus dem Türkischen oder Arabischen", sagte der Professor für Linguistik an der Freien Universität Berlin, Norbert Dittmar,.
"Dabei handelt es sich um eine dauerhafte Veränderung, weil die Jugendlichen diese Sprache verinnerlichen und auch als Erwachsene sprechen werden." Der Einfluss sei vor allem in Städten mit großen Migrantengruppen zu spüren. "Das Phänomen kann man aber in ganz Deutschland beobachten", so Dittmar.
Die Veränderungen betreffen verschiedene Bereichen der Sprache, berichtete der Experte für Migrationslinguistik. So schrumpft beispielsweise der Gesamtwortschatz kontinuierlich und Wörter wie "Ich" werden phonetisch zu "Isch". "Außerdem werden häufig die Artikel weggelassen und Präpositionen nur selten benutzt." Auch einfache Satzkonstruktionen, in denen stets Subjekt, Prädikat und Objekt aufeinander folgten, seien zu beobachten.
"Stattdessen werden eigentlich fremde Wörter fest ins Deutsche übernommen", sagte Dittmar. "Lan", das im Türkischen so viel wie "Ey, Mann" bedeute, werde daher bereits von vielen deutschen Kindern benutzt. Das arabische "Yalla" ist mittlerweile ebenfalls ein weit verbreiter Ausruf im Sinne von "Los!" oder "Auf geht's!".
"Diese reduzierte Misch-Sprache wurde bisher nur zwischen Jugendlichen mit Migrationshintergrund gesprochen", sagte Dittmar. Seit einigen Jahren finde dieser "Ethnolekt" jedoch verstärkt Einzug in die Sprache aller jungen Menschen. "Das ist eine ähnliche Entwicklung wie in den USA, wo sich das "Black-English" aus den Gettos weit verbreitet hat", erklärte der Sprachwissenschafter.
"Auch in Deutschland lernen Jugendliche über die Medien, HipHop-Musik und bekannte Figuren wie "Erkan und Stefan" diese Variationen der deutschen Sprache kennen", erklärte der Linguist. "Das ist eine regelrechte Gegenkultur, in der sich die Jugendlichen durch die Sprache von ihren Eltern und Lehrern abgrenzen können." (Ag)
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