Zur deutschen Sprache
Die Sprache ist ein Bild der Seele ...
www.sprache-werner.info
Zur deutschen Sprache
Die Sprache ist ein Bild der Seele ...
www.sprache-werner.info
Sprache / Wörtermarkt / Glossar / Trieb und Betrieb
 

  < zurück erweiterte Suche Seite drucken
 

Trieb und Betrieb - wie reimt sich das? 
Über den betriebenen Trieb
von Klaus Budzinski


 

Herr A: Toll betrieben es die alten Römer.
Herr B: Wie bitte?
Herr A: Kennen Sie nicht? War doch ein toller Film!
Herr B: Ach so! Sie meinen: „Toll trieben es die alten Römer"
Herr A: Sag' ich Doch: Toll betrieben es die ... '
Herr B: Moment mal: „Trieben, nicht betrieben".
Herr A: ist das nicht egal?
Herr B: Entschuldigen Sie die Gegenfrage: Wie treiben denn Sie es? Wie man ein Geschäft betreibt? Oder wie ein Kraftwerk, das man betreibt? Mit Kohle nämlich. Oder schlimmstenfalls mit Kernkraft. Oder wie die Deutsche Bahn, die man mit Strom betreibt?
Herr A: Also, bitte, treiben Sie, es nicht zu weit!

Wumm! Weg ist er! Dabei war's doch diesmal richtig.

Der Redakteur: Hören Sie: Keine Sprachglossen in unserer Zeitung! Das fällt nur auf uns Redakteure zurück!
Herr B: Aber doch längst nicht auf alle, zum Glück.
Redakteur: Möchte wissen, was Sie dazu treibt?
Herr B: Der Ohrenschmerz.
Redakteur: Na, dann meinetwegen.
Herr B: Nun ja: Toll betreiben es die neuen Deutschen. Sie betreiben nicht nur Mißbrauch, sie, betreiben regelrecht Unzucht mit ihrer geduldigen Sprache, und längst nicht nur die Medienleute. Denn einfach treiben tun sie es offenbar nur nach ungern, jedenfalls nicht schriftlich und mündlich.

Ja, was treiben sie denn so den lieben langen Tag und auch die lange Liebesnacht? So treiben sie weder Sport noch Politik noch Handel, ohne davor ein nicht nur überflüssiges, sondern auch irreführendes "be-" dranzukleben. Und ohne, scheint's, zu wissen, daß man die angenehmen Dinge des Lebens einfach nur so treibt, wie Spiel, Spaß, Sport, Unfug, Unsinn, Possen, Allotria und eben "es", das Frauen und Männern eben jenen Spaß bereitet, den sie mit der Sache treiben.

Selbst wer ein Mädchen in die Enge treibt und ihr mit seinem Treiben eventuell die Schamröte ins Gesicht treibt, es jedoch fertig bringt, daß sie, bevor sie sich zur Verzweiflung treiben läßt, sich lieber einfach treiben läßt - der treibt nur dann "Schindluder mit der Sache und der Sprache, wenn er aus dem Trieb, der hinter dem Ganzen steht, einen Be-trieb macht. Wie sagte schon der junge alte, Goethe:

„Eines schickt sich nicht für alle.
Sehe jeder, wie er's treibe,
Sehe jeder, wo er bleibe,
und wer steht, daß er nicht falle."

Und bitte, denken Sie daran: Selbst Politik treibt man, statt sie zu be-treiben, auch wenn sie vielen keinen solchen Spaß bereitet wie Spiel und Sport und Unsinn (der in so mancher Politik enthalten ist). Jedenfalls betreibt man sie nicht wie ein Geschäft - oder sollte es zumindest nicht auf diese Weise tun.

Der Redakteur: Sind Sie nun zu Ende?
Herr B: Vorläufig ja.
Redakteur: Na, dann treiben Sie's wohl!

Zur Bedeutung der Vorsilbe „be“ siehe die Seite „danken – bedanken“.



zum Seitenanfang < zurück Seite drucken