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Duden / Wolf Schneider über den Duden
 

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Bei Kerner - Wolf Schneider zum Duden:

eine widerliche Veranstaltung

ARD am 25.3.2008

In der ARD-Talkshow am 25.3.2008 zum Thema "Anglizismen in der deutschen Sprache" mit den Sprachkritikern Wolf Schneider und Bastian Sick fragte Johannes B. Kerner:

"Ist der Duden eigentlich noch das Maß aller Dinge?"

Schneider: "Für viele Leute ja. Das ist ja das Schlimme. Der Duden registriert das, was wirklich gesprochen wird. Aber die Leute benutzen ihn so, als wäre er noch das Vorbild für das, was gesprochen werden müsste. Er registriert den Sprachgebrauch, auch wenn er falsch ist. Zwischen "er habe" und "er hätte" ist ja an sich ein Unterschied; "er hätte" ist das Gegenteil. "Ich habe Geld" heißt "ich habe es". "Ich hätte es" heißt "ich habe keins". Ich hätte Geld, wenn ich es nicht versoffen hätte.

Dieser Unterschied ist nun ,mal in der deutschen Sprache etabliert. Der Duden registriert nur; "haben" wird immer häufiger durch "hätte" ersetzt. Kein Wort davon, dass das falsch ist, dass es zu Missverständnissen führen kann, d. h. er registriert einen falschen, teilweise verhunzenden Sprachgebrauch, ohne dass er verhindern kann, dass die Sekretärin ihn immer noch als das Maß aller Dinge halte. Also: Er ist Bestandteil einer von ihm für teures Geld inspirierten Abwärtsspirale, eine widerliche Veranstaltung."

Zur Erinnerung:

Wolf Schneider träumte (ZEIT vom 04.05.2005) davon, daß die Sprache einmal wieder das werden könnte, was sie war: Eine Schatztruhe voller Erinnerungen, Offenbarungen und Visionen.

Er träumte auch

vom Duden: daß er das Herz haben möge, wieder das Richtige zu registrieren und nicht das Übliche. Denn die ihn benutzen, würden das Richtige suchen; indem sie aber stattdessen das Übliche fänden, setzten sie, Arm in Arm mit der Duden-Redaktion, eine Abwärtsspirale in Gang. Die Deutsche Presse-Agentur habe daher schon 1985 intern beschlossen:

“Vorsicht vor dem Duden!

Wenn wir einen Fehler oft genug gemacht haben, wird er sich im Duden wiederfinden – als das Übliche eben.“

Wolf Schneider, (Jhrg. 1925), war Korrespondent der „Süddeutschen Zeitung“ in Washington, Verlagsleiter des „Sterns“, Chefredakteur der „Welt“, Moderator der „NDR-Talkshow“ und 16 Jahre lang Leiter der Hamburger Journalistenschule. Er ist weiter tätig als Ausbilder an fünf Journalistenschulen in den drei deutschsprachigen Ländern, als Veranstalter von Sprachseminaren in Wirtschaft, Presse und Behörden sowie  Autor vieler Sachbücher. 1994 verlieh die Gesellschaft für deutsche Sprache ihm den Medienpreis für Sprachkultur.

Offener Brief an den Duden



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