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Sprache / Artikel zur Sprache XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / 10. Welche 10 WÖRTER sollten
 

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Welche 10 WÖRTER sollten Sie aus Ihrem Wortschatz tilgen?

 

von Wolf Schneider   

Schneider ist mit seinen Büchern „Deutsch für Profis“, „Deutsch für Kenner“, „Deutsch fürs Leben“ der meist gelesene Stillehrer deutscher Sprache

Im Einklang mit Elias Canetti (der sich Akademien wünschte, die von Zeit zu Zeit gewisse Wörter abschaffen sollten) empfehle ich Ihnen, die folgenden zehn Wörter nie wieder zu verwenden:

AKTIVITÄTEN.
Erstens ein Modewort von unsinniger Verbreitung. Zweitens ein Blähwort mit der Substanz Null: Marketing-Aktivitäten beispielsweise (Standardfloskel in Geschäftsbriefen) fügen dem Marketing - einer höchst vielfältigen Aktivität - nichts hinzu. Drittens überhaupt Unsinn, denn von Aktivität gibt es so wenig einen Plural wie von Passivität, Fleiß oder Milch.

ARBEITSLOSE sind nach gängiger Vorstellung Menschen, die verzweifelt Arbeit suchen und ums Verrecken keine finden. Sie verdienen Mitgefühl und Hilfe. Nur: Ihre Zahl kennt keiner. Die vier Millionen in der Statistik sind nicht Arbeitslose, sondern »arbeitslos Gemeldete«, und das ist die Mutter aller Unterschiede.

BEREICH. Ein Hohlwort ohne Bedeutung. Wo längst alles klar ist, humpelt der Bereich hinterher. Deutsche Lehrer wollen nicht mehr in der Schule tätig sein, sondern im „schulischen Bereich„. Wofür haben sie schließlich ihre Berufsverbände?

Gezielt gehört zum Kernwortschatz von Öffentlichkeitsarbeitern: »gezielte Maßnahmen« versprechen sie meterweise. Soll das heißen, bisher habe sich das Unternehmen mit ungezielten Maßnahmen hervorgetan? Das tun nur Säuglinge und Besoffene.

GLEICHHEIT heißt: Übereinstimmung in allen Merkmalen - oder in einigen - oder in einem. In allem, das geht leider nicht: zwei Autos wären ja nur gleich; wenn sie außer dem Typ und der Farbe auch den Kilometerstand und die Rostflecken gemeinsam hätten. In einem Merkmal aber, das ist ein Witz: Ein Schubkarren und ein Rolls-Royce sind gleich, weil sie sich des Rades bedienen, Und dieses Wort wird als Sprengsatz eingesetzt! Nasse Watte.

INNOVATIV. Leitvokabel der Reklame - bis Ende der sechziger Jahre den deutschen Wörterbüchern unbekannt; heute definiert als »Innovationen« schaffend oder betreffend. Die wiederum stehen für Erneuerung, Veränderung, Fortschritt. Gibt es aber eine Firma, die nicht innovativ zu sein behauptet? Ja. Eine Werkstatt zur Restaurierung antiker Bilderrahmen. Innovative Aktivitäten: Wortschleim ohne Erdenrest.

KREATIVITÄT heißt Schöpferkraft - sinnvoll, wenn von Gott die Rede ist oder von Michelangelo. Meist sind es aber Werbefuzzys oder documenta-Beschicker, die sich das vielsilbige, häßliche, überreizte Modewort anheften. Wenn es überhaupt etwas bedeutet, dann „Fantasie“.

NIEDERLANDE. Amtsdeutsch für Holland. „Holland“ sagen auch die Holländer - zum Beispiel, wenn sie uns was verkaufen wollen („Käse aus Holland“) oder wenn sie ihre Fußballmannschaft anfeuern: Holland schreien sie (auf Niederländisch natürlich). Daß amtlich nur zwei Provinzen Hollands Holland heißen, muß uns so wenig kümmern, wie die Franzosen sich darum scheren, daß die meisten Deutschen Alemannen weder sind noch sein wollen.

PARADIGMENWECHSEL. Was Paradigmen sind (bildungssprachlich noch schöner: Paradigmata!) wissen vermutlich 96 Prozent der Deutschen nicht, und von den 4 Prozent, die es wissen (Muster, Vorbild, Modell), finden drei es abscheulich. Daß die Paradigmata auch noch in rascher Reihenfolge wechseln müssen, gehört zu den Lieblingssätzen von Soziologen, Feilletonisten und Kursbuch-Autoren.

VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG. Acht breitarschige Silben, in keine Sprache übersetzbar - auf der Vorstellung beruhend, daß die Vergangenheit etwas sei, das „bewältigt“ werden kann und muß. Ob sie kann, ist strittig, daß sie muß, ist einem anderen Volk als dem deutschen noch niemals eingefallen. Wir sind eben doch Spitze.

 

 



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