Mannheim (APA/AP) , vom 28.10.2005
Bei der Rechtschreibreform soll die Trennung von Einzelbuchstaben am Zeilenende zurückgenommen worden. Einen entsprechenden Änderungsvorschlag will der Rat für deutsche Rechtschreibung beschließen, wie er am Freitag in Mannheim mitteilte. Von der Reform bisher ermöglichte Silbentrennungen wie Julia-bend oder E-sel wären dann nicht mehr möglich. Zudem hält es der Rat, der das erste Mal seit der verbindlichen Einführung von Teilen des Regelwerks am 1. August zusammentrat, für sinnvoll, beim erweiterten Infinitiv in bestimmten Fällen wieder verpflichtend ein Komma zu setzen.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung wurde von der Kultusministerkonferenz (KMK) eingesetzt, um wegen des jahrelangen Streits über die Reform Änderungen in besonders umstrittenen Bereichen zu überprüfen. Bereits beschlossen sind leichte Modifizierungen des amtlichen Regelwerks in den Bereichen Getrennt- und Zusammenschreibung, Schreibung mit Bindestrich und Groß- und Kleinschreibung. Bei der Getrennt- und Zusammenschreibung hat der Rat im Sommer Änderungsvorschläge vorgelegt, am Freitag beriet er nun über die Bereiche Worttrennung am Zeilenende und Zeichensetzung.
Die von der Reform ermöglichte Trennung von Einzelbuchstaben sei in der Praxis nicht vorgefunden worden, teilte Kerstin Güthert vom Rat nach der Sitzung in Mannheim mit. Bei der Konsonantenverbindung ck wolle man dagegen nach eingehender Beratung nicht zu der alten Regelung zurückkehren, bei der bei einer Trennung das ck in k-k umgewandelt wurde (Zuk-ker). Hier soll weiterhin das ck insgesamt abgesetzt werden, also etwa Zu-cker.
Bei der Zeichensetzung, über die in der kommenden Sitzung am 25. November abschließend beraten werden soll, zeichne sich die Tendenz ab, etwa beim erweiterten Infinitiv in bestimmten Gruppen wieder ein Komma verpflichtend zu setzen, hieß es. In dieser Sitzung sollen dann formale Beschlüsse über die Änderungsvorschläge bei Worttrennung und Zeichensetzung gefasst werden, die danach der KMK zur Beschlussfassung vorgelegt werden. Der Rat will dann nochmal am 3. Februar und am 24. März zusammentreffen. Güthert teilte ferner mit, dass der Antrag gestellt worden sei, dass der Rat auch nochmals über die Groß- und Kleinschreibung sowie die ß/ss-Regelung beraten "und sich positionieren" solle.
Der Rat wurde Ende 2004 als Antwort auf die anhaltende Kritik an der Rechtschreibreform eingerichtet. Er beschäftigt sich zunächst vorrangig mit den strittigsten Fragen der Reform, hat darüber hinaus aber auch die langfristige Aufgabe, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren, die Entwicklung der Sprachpraxis zu beobachten und das orthografische Regelwerk im notwendigen Umfang weiterzuentwickeln. Neben dem Vorsitzenden, dem früheren bayerischen Kultusminister Hans Zehetmair, besteht der Rat aus 18 Mitgliedern aus Deutschland, jeweils 9 Mitgliedern aus Österreich und der Schweiz sowie je einem Mitglied aus Südtirol und Liechtenstein. Zu den Mitgliedern gehören auch Reformkritiker wie der Sprachwissenschaftler Theodor Ickler.
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(Schluss) leh
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