Die Beispiele über Bockwürste, Telefone, Masturbation und Bienen sollen keinesfalls den Eindruck erwecken, derartige Themen seien die Regel. Viele Dissertationen enthalten neue und fundamentale Erkenntnisse, manche bilden sogar die Voraussetzungen für Nobelpreise. Auch solle nicht grundsätzlich den Promovierten überdurchschnittlicher Sachverstand abgesprochen werden. Doch eben dieser Sachverstand ist keine ausschließliche Eigenschaft der Promovierten. Den haben auch viele Akademiker ohne Promotion, die häufig nicht wegen Unfähigkeit, sondern mangels Geld, Zeit oder Gelegenheit titellos die Uni verlassen. Viele Wissenschaftler, Forscher, Anwälte, Ärzte, Lehrer, Ingenieure haben ihr Studium ohne Promotion abgeschlossen und unterscheiden sich in Leistung und Wissen nicht von ihren promovierten Kollegen. Auch Nichtstudierte stellen so manchen Akademiker mit Wissen, Leistung und Können in den Schatten.
Wie aber soll der respektbereite Bürger den wissenschaftlichen Wert und die Leistung einer Dissertation beurteilen und gegebenenfalls anerkennen, wenn er ihren Inhalt nicht kennt, nicht einmal das Thema, falls er es überhaupt verstehen könnte? Ist es berechtigt, daraus Schlüsse für die gegenwärtige Leistung des Promovierten zu ziehen? Die Promovierten sträuben sich dagegen. Ein Schelm, er Schlechtes dabei denkt! Warum ist es so schwer, die Dissertationen unserer geistigen Elite bei Bedarf kennen zu lernen? (siehe Abs. 7, Günther Beckstein, Dr. jur. in 1975)
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