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Sprache / Rechtschreibreform / Berichte 2005/1-6 / 29. Rechtschreibrat wirft
 

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Rechtschreibrat wirft der KMK Mißachtung vor


Die Welt vom 3.6.05 von Joachim Peter   

Berlin - Zwischen Kultusministern und dem Rat für deutsche Rechtschreibung ist ein heftiger Streit entbrannt. Dabei geht es um das Vorhaben der Kultusministerkonferenz (KMK), einen wesentlichen Teil der neuen Rechtschreibung schon zum 1. August verbindlich zu machen. Im Rechtschreibrat formiert sich nun dagegen Widerstand. "Das ist eine Mißachtung des Rats", wetterte der Erlanger Hochschullehrer und Ratsmitglied Theodor Ickler im Gespräch mit der WELT.

In Quedlinburg einigten sich die Kultusminister darauf, neben der Laut-Buchstaben-Zuordnung und der Schreibung mit Bindestrich auch die Groß- und Kleinschreibung zu verabschieden. Nach Auffassung von Ickler muß aber gerade die Groß- und Kleinschreibung, die nach der Rechtschreibreform gegen grammatikalische Grundregeln verstoße, dringend korrigiert werden. "Es ist Unsinn, daß diejenigen Teile der Neuregelung, die vom Rat nahezu beschlußreif ausdiskutiert sind, auf die lange Bank geschoben werden, während andere ebenso problematische Teile, die der Rat noch gar nicht in Angriff genommen hat, am 1. August verbindlich werden sollen", sagte der Sprachwissenschaftler weiter. Hinter der KMK-Entscheidung wittert Ickler die Einflußnahme Dritter: "Leider haben einmal mehr die Interessen der Schul- und Wörterbuchverlage über die Forderung nach sprachlicher Korrektheit gesiegt."

Der Rat für deutsche Rechtschreibung wurde 2004 eigens zur Nachbesserung und zur Behebung von Fehlern bei der Rechtschreibreform eingesetzt. Ihm gehören 18 Mitglieder aus Deutschland an sowie jeweils neun Mitglieder aus Österreich und der Schweiz. Am 8. April dieses Jahres plädierte das Gremium dafür, die Rechtschreibreform teilweise rückgängig zu machen und beispielsweise wieder mehr Verben zusammenzuschreiben. Zu den Streitfällen bei der Groß- und Kleinschreibungen gehören etwa die Neuregelungen "Leid tun" und "Recht haben" oder "Spinnefeind sein" und "heute Abend". Der Rat für deutsche Rechtschreibung wird aller Voraussicht nach auf seiner parallel zur KMK stattfindenden Sitzung einen Beschluß zur Getrennt- und Zusammenschreibung herbeiführen.


 



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