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Im privaten Umgang der Menschen mit einander wird mit dem Vorbild der prominenten Titelträger und den verstaubten Empfehlungen von Benimm-Ratgebern die Betitelung noch fleißig gepflegt. Einen promovierten Gast ohne „Doktor vorzustellen ist undenkbar. Die einen - sogar manche Anwälte - kennen nicht die Rechtslage oder trauen sich nicht, eine alte Gewohnheit abzulegen. Zum Nennen von Titeln bei der Anrede, ob mündlich oder schriftlich, besteht auch keine Verpflichtung . Die Befürchtung, als unhöflich zu gelten oder einen persönlichen (beruflichen, wirtschaftlichen) Nachteil zu erleiden, verhindert ebenfalls oft die titellose Anrede. Erfreulich ist die zwanglose und saloppe Art der jüngeren Generation, die Titel höflich zu ignorieren. Ihrer Meinung nach passt das Titelwesen in Deutschland zu einer Gesellschaft, in der Scheinheiligkeit, Personenkult, Unredlichkeit und Täuschung bewährte und viel zu selten geahndete Mittel für wirtschaftlichen Erfolg sind.
In wissenschaftlichen Veröffentlichungen werden Forscher aller Fachrichtungen ohne ihren Doktortitel genannt. Und von vielen Promovierten, seien es Dichter, Autoren, Journalisten, Regisseure, Kabarettisten und anderen nicht in der Öffentlichkeit stehende Personen bleibt ihr Doktortitel meistens unbekannt, weil sie ihn einfach nicht verwenden.
Zum Artikel "Macht und Schein der Titel"
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