Presseerklärung vom 3. Juni 2005
Das Präsidium der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung hat beschlossen, daß die Akademie künftig nicht nur weiter an der inhaltlichen Ausarbeitung der „Reform der Reform mitwirkt, sondern auch zwei Vertreter, Peter Eisenberg und Uwe Pörksen, in den Rat für Rechtschreibung entsendet, der am 3. Juni über die von einer Arbeitsgruppe vorgelegte Neuformulierung abstimmen wird. Angesichts des ungewissen Ausgangs der Entscheidungsprozesse im Rat fühlt sie sich, trotz ihrer massiven Einwände gegen dieses Gremium, dazu verpflichtet, die erfolgreiche Verabschiedung des Rechtschreibkompromisses, der in den letzten Wochen gemeinsam errungen worden ist, mit dem Gewicht ihrer Stimmen zu unterstützen.
Es ist keineswegs gesichert, daß alle Mitglieder des Rates für Rechtschreibung an einem derartigen Erfolg interessiert sind. Seine Zusammensetzung und die für inhaltliche Entscheidungen vorgesehene 2/3-Mehrheit bergen das Risiko, daß eine Gruppe unbeirrbarer Verfechter des Reformwerks diese positive Entwicklung scheitern läßt. Die Entscheidungssituation ist äußerst knapp.
Auf Ihrer Mitgliederversammlung im Oktober 2004 hatte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung beschlossen, dem neu gegründeten Rat für Rechtschreibung nicht beizutreten. Die geplante Zusammensetzung ebenso wie der vorgegebene Arbeitsauftrag dieses neuen Gremiums waren nicht geeignet, die dringend gebotenen Korrekturen am Reformwerk vorzunehmen. Die Akademie hatte damals ihre Ablehnung, im Rat mitzuarbeiten, mit dem Angebot verbunden, kompetente inhaltliche Arbeitsprozesse, die der Sache dienen, jederzeit unterstützten zu wollen. Ihr Kompromißvorschlag stand und steht für diesen Versuch, einen überzeugenden Ausweg aus dem Rechtschreibkonflikt zu weisen, ebenso wie ihre wiederholten Bemühungen um einen sachlichen Austausch mit den Vertretern des Reformwerks und ihre vielfältigen Gesprächsangebote an die politisch Verantwortlichen. Deshalb hatte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung die Entscheidung des Vorsitzenden des Rates Hans Zehetmair begrüßt, arbeitsfähige Gremien einzusetzen, um in einem sach- und ergebnisorientierten Prozeß das Regelwerk neu zu fassen. Auf Einladung des Vorsitzenden wirkte unser Mitglied Peter Eisenberg in der Arbeitsgruppe mit, die sich mit dem wohl umstrittensten Teil der Rechtschreibreform, der Getrennt- und Zusammenschreibung, befaßt hat. Diese Gruppe hat in konstruktiver Zusammenarbeit vorgeführt, wie eine „Reform der Reform gelingen könnte. Die ausgearbeiteten Neuformulierungen bieten jetzt noch einmal die Chance, den Rechtschreibfrieden zurückzugewinnen und im Interesse der Einheit der deutschen Sprache zu einem sachlich begründeten Kompromiß zu finden. Befürworter wie Gegner der Reform werden daran gemessen werden, ob sie die damit verbundene Verantwortung wahrnehmen.
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