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Duden / Beispiele / 4. Science-fiction
 

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4. Die vermehrfachte Mehrmaligkeit oder sprachliche Science-fiction
 

 

Weitere Erläuterungen zu "mehrfach" - "mehrmals"

Den Höhepunkt schwammdeutscher Sinnverfälschung liefert der Duden seit vielen Jahrzehnten bei den unbestimmten Zahlwörtern. So verwundert es nicht, daß etwa 95 % der Deutschen, die Germanisten mit leichter Prozentminderung eingeschlossen, den Unterschied zwischen dem (in der Regel falsch verwendeten) Wort "mehrfach" und dem (selten richtig eingesetzten) Wort "mehrmals" nicht kennen. Weist man einen Autor eines Artikels auf den Fehler hin, bezieht er sich auf den Duden. Was darin stände, könne doch nicht falsch sein.

Spätestens im "Großen Duden" von 1934 begann - vorerst noch zaghaft - das Gleichsetzen von "mehrfach" und "mehrmals". Im Jahre 1947 wurde es in der "Rechtschreibung der deutschen Sprache und der Fremdwörter" wiederholt. Unter dem Eintrag "mehr" stehen u. a. Einträge wie Mehrlader (Feuerwaffe) und Mehrling (Zwilling, Drilling), die alle die Gleichzeitigkeit implizierten. Am Ende der Erläuterungen sind - fast schüchtern - die zwei Wörter "mehrmalig" und "mehrmal(s)" eingefügt, ohne Beispiele. Ein Versehen? Oder wurden bereits erste Schlampereien im Volke registriert und pflichtbewußt dokumentiert? Die Grammatikabteilung des Duden scheint dabei die widersinnige Ausweitung der Bedeutung von "mehrfach" nicht bemerkt zu haben. Denn in der "Grammatik der deutschen Sprache" (1935), war das unbestimmte Zahlwort "mehrfach" noch kein Gegenstand einer Erörterung. Spätestens in der Grammatik des Jahres 1966 entdeckte man beim Duden, daß es verschiedene unbestimmte Zahlwörter gibt. Darin wurde

"mehrfach" als (unbestimmtes) "Vervielfältigungszahlwort" und "mehrmals" als (unbestimmtes) "Wiederholungszahlwort"

ausführlich erläutert. Dies war für denjenigen hilfreich, der in "Richtiges und gutes Deutsch", (1985) diese Zahlwörter unter ihrem genauen Namen gesucht hat. Aber wer kannte und kennt diese selten erwähnten Worttypen schon? Hat der Duden inzwischen Gewissensbisse bekommen? Warum wurde in diesem Band das Zahlwort "mehrmals" nur zum Unterscheiden von "mehrmalig" erwähnt? Ein Hinweis auf diese Wortart fehlt. "Mehrfach" ist dort überhaupt nicht angegeben. Das gilt auch für den Nachfolgeband (1997), worin ausführlich zum Thema "Wiederholung" Stellung genommen wird. Darin sind auch zum Erläutern der Groß- oder Kleinschreibung von "Mal" (=Zeitpunkt) eine Vielzahl von Beispielen aufgeführt ("dieses Mal", "das letzte Mal", "einige Male", "tausend Male"), die alle klar erkennen lassen, daß mit jedem "Mal" ein anderer Zeitpunkt gemeint ist. Kein einziges Mal ist auch nur andeutungsweise "mal" mit "fach" gleichgesetzt, etwa "Dutzend Male" mit "dutzendfach".

Die unterschiedliche und inkonsequente Erörterung des Wortpaares mehrfach"/"mehrmals" legt zwei Erklärungen nahe. Entweder bereiten diese Wörter den Germanisten beim Duden unüberwindliche Schwierigkeiten, ihre Bedeutung zu verstehen, oder die für die einzelnen Spezialbände Verantwortlichen arbeiten jeweils, ohne sich untereinander abzustimmen. Wie heißt es auf dem Einband vom Grammatikband (1966)?

"Zuverlässig in allen Zweifelsfällen" und "Auf modernster wissenschaftliche Grundlage. Für jeden verständlich und unentbehrlich".

Die langjährigen Probleme des Duden mit den unbestimmten Zahlwörtern blieben nicht ohne Rückwirkung auf das Sprachgeschehen. Auch hier scheint der Duden auf einem Auge blind zu sein. Beim Zählen der Wörter müßte ihm doch aufgefallen sein, mit welcher Unbeständigkeit und Unregelmäßigkeit die unbestimmten Zahlwörter "mehrfach" und "mehrmals" verwendet werden. Statt daraus Konsequenzen zu ziehen und diesem Wirrwarr entgegenzuwirken, verschanzte er sich weiter in der Burg des Dokumentierens und verunsichert nach wie vor auch in seinen neuesten Ausgaben die Leser mit seinen widersprüchlichen Erläuterungen. Der Einfluß der sehr oft benötigten Zahlwörter auf die mitzuteilende Information ist so gravierend, daß sich der Verdacht aufdrängt, der Duden,

"die Instanz für die deutsche Sprache"

betreibe mit der Nichtbeachtung des Bedeutungsunterschiedes eine vorsätzliche, mindestens fahrlässige Verunsicherung des Volkes. Die in den Wörterbüchern geradezu starrsinnig dargelegte Sinngleichheit ist schon kein semantischer Purzelbaum mehr, sondern ein mehrmaliger (nicht mehrfacher) Salto mortale. Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß niemand der jeweils zuständigen Redakteure einen Unterschied darin sieht, ob er einen Brief mit Kopien, also mehrfach erhält oder den (wort)gleichen Brief einmal heute, einmal morgen und einmal übermorgen, also dreimal oder mehrmals. Die Reihe "einmal, zweimal, dreimal", ......, kann nur mit "mehrmals" ("vielmals") fortgesetzt werden und nicht mit "mehrfach". "Mehrfach" bildet das Ende der Reihe "einfach, zweifach, dreifach, ....".

Weitere Beispiele



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