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Kein Wachstum ohne Schmerz
Die Bedeutung emotionaler Dialektik für Intuition und Kreativität
Von Nicola Baumann
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Nicola Baumann, Prof. Dr., ist Professorin für Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der Universität Trier. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Selbst- und Fremdbestimmung, Internalisierung, Affektregulation und Motivationsforschung. 2008 erhielt sie für ihre Habilitationsschrift den Wissenschaftspreis der Osnabrücker Wissenschaftlichen Gesellschaft.
Zusammenfassung:
Ängstlich, empfindlich und sensibel zu sein, wird häufig negativ bewertet. Viele möchten lieber "cool" und entspannt sein. Beide Stimmungslagen sind jedoch wichtig, weil sie unterschiedliche kognitive Systeme aktivieren, die gemeinsam an persönlichem Wachstum und Kreativität beteiligt sind. Neurotische Personen zeigen z.B. das höchste Ausmaß an Kreativität, wenn sie gleichzeitig handlungsorientiert sind. Neurotizismus sensibilisiert für negativen Affekt und regt an zur Revision. Handlungsorientierung hilft neurotischen Personen, negative Affekte zu bewältigen und schmerzhafte Erfahrungen in das Selbst zu integrieren. Die Betrachtung von Persönlichkeits-System-Interaktionen (vgl. Kuhl, 2000, 2001) verdeutlicht, dass ungeliebte Eigenschaften wie Neurotizismus eine echte Ressource darstellen können. Erst die emotionale Dialektik, die durch den Wechsel zwischen negativem Affekt und Entspannung entsteht, ermöglicht persönliches Wachstum und Kreativität. Auch eine intelligente Form von Intuition (das Erkennen semantischer Kohärenz) wird durch die Herabregulierung von negativem Affekt gefördert. Sie stellt die kognitive Basis für Selbstkongruenz und Sinnerleben dar.
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