Zur deutschen Sprache
Die Sprache ist ein Bild der Seele ...
www.sprache-werner.info
Zur deutschen Sprache
Die Sprache ist ein Bild der Seele ...
www.sprache-werner.info
Sprache / Wörtermarkt / Favoriten / Davon ausgehen - Übersicht / Beispiele I
 

  < zurück erweiterte Suche Seite drucken
 

Beispiele (I) "davon ausgehen"

 

… „Die Kollegen im ewigen Eis gehen davon aus, dass die globale Stickstoffchemie von Prozessen in der polaren Schneedecke beeinflusst wird.“ …  (Die ZEIT, Nr. 9/2008, S. 35 „Der Schnee lebt“)

Die Kollegen haben keinen Beweis genannt, durch den ihre Aussage als Tatsache belegt wird. Sie haben auch keine Prozesse genannt, durch die der Einfluss bewirkt wird. Sie nehmen es daher nur an, vermuten es. Ihre subjektiven Eindrücke, also ihr Nichtwissen vermitteln sie als durch Tatsachen gefestigtes Wissen.

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

..“Auch Professor Soyka geht nicht von einer Selbstverletzung aus: „Er (der Angeklagte) wirkte traurig und deprimiert.“ … (Abendzeitung München vom 27.2.2008, Torsten Huber „Freispruch für Bodo Müller)

Einem Bäcker und Wirt war vorgeworfen worden, einen Raubüberfall vorgetäuscht zu haben.

Im Prinzip ist diese Aussage richtig, weil Soyka mangels Vorliegen von Tatsachen von nichts, d. h. von keiner Tatsache ausgehen konnte. Dies ist hier jedoch nicht gemeint, sondern: Soyka würde nicht (einmal) vermuten (annehmen, glauben), dass der Wirt sich selbst verletzt habe.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------

… „Sabine Schall muss erstmal davon ausgehen, dass das Schreiben ernst gemeint ist.“ … (SZ v. 10.1.2008, Alex Rühe „Sonst sind Sie dem Untergang gezeichnet“, Besuch im LKA, im Archiv für Erpresserbriefe)

Sie bezog sich auf ein Schreiben mit dem Wortlaut: „Für diverse Vorhaben, u. a. die Erhaltung der deutschen Sprache, brauchen wir Geld. DM 500.000 wollen wir von Ihnen.“

Woher weiß Frau Schall, dass das Schreiben ernst gemeint ist? Welche Anhaltspunkte hat sie für Ihr Wissen? KEINE! Sie glaubt nur daran, vermutet es, nimmt es nur an. Daher zieht sie auch keine Folgerung aus ihrem „Wissen“, das keines ist. Sie könnte es nicht.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

… „Die meisten Experten gehen von einer Kombination aus genetischen, sozialen und psychologischen Faktoren aus.“ (DIE ZEIT, v. 10.1.2008 Till Hein, „Ich stehe auf Sechszwänge“)

Schon der Bezug auf die Art der Faktoren legt es nahe, dass keine Messergebnisse vorliegen und das vermeintliche Wissen nur auf Annahmen und Vermutungen besteht. Die Vermutungen der Experten werden als Tatsachen hingestellt. Sie führen den Leser in die Irre.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

… „Schätzungen gehen von mehr als 3000 jugendlichen Intensivtätern bundesweit aus.“ (DIE ZEIT v. 10.1.2008, S. 6, Christian Denso; „Gefährliche Bedrohungen gegen …“…)

Schätzungen können nicht ausgehen. Allenfalls betragen sie, sie belaufen sich auf, sie lauten.

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

… „Bisher war man aufgrund von Messungen aus Eisbohrkernen jedoch davon ausgegangen, dass direkt an dieser Grenzfläche der Großteil des gelösten Salzes ins Meerwasser abgegeben wird. ... (bild der wissenschaft 3/2008, S. 10 – Dirk Notz „Das Ende der Eiszeit?“)

Das Anwenden von Gleichungen für breiige Schichten brachte Ergebnisse, die den bisher bekannten Theorien über das Entstehen des Salzgehaltes von Meereis widersprachen. Demnach war es irreführend, diese Theorien als gesicherte Erkenntnisse zu betrachten. Es waren nur Vermutungen. 

-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------

… „Bisher ging man davon aus, dass Empfindungen erst aus dem Zusammenspiel vieler hunderter oder tausender Neuronen entstehen.“ …  (SZ v. 20.12.2007, Joachim Marschall „Die Macht der Zelle“)

Erst jetzt wurde festgestellt, dass bereits einen einzige Nervenzelle (bei Ratten) eine Sinneswahrnehmung und Verhaltensänderung auslösen kann.  Demnach war das genannten „Zusammenspiel“ keine gesicherte Erkenntnis, sondern nur eine Annahme. Als Grundlage (Tatsache) für weitere Überlegungen konnte sie nicht dienen.



zum Seitenanfang < zurück Seite drucken