Hallo Herr Bogdahn,
vielen Dank für die unterhaltsame und informative Sendung heute. Ob beabsichtigt oder nicht, es war eine Meisterleistung, sowohl Ihrerseits (gut vorbereitet) als auch Ihres Studiogastes, dem promovierten Psychologen (Dr. phil.), nicht ein einziges Mal das Thema „freier Wille“ zu erwähnen. Das Wort „Gehirn“ wurde von Herrn Gigerenzer einmal, aber in einem neutralen Zusammenhang genannt.
Das hat mich sehr erstaunt. Nicht nur, weil die Willensfreiheit seit geraumer Zeit Gegenstand von lebhaften Diskussionen zwischen Hirnforschern (u.a. Singer, Roth, Zilles) und Philosophen (u.a. Prinz, Keller, Pöppel) ist, sondern auch, weil die Entscheidungsfindung weitgehend (ca. 90 %) unbewußt erfolgt. Zur Sprache kamen heute ausschließlich Überlegungen auf der bewußten Ebene mit den sicher sehr lehrreichen und vorteilhaft anwendbaren Beispielen für den Alltag. Das mag alles für den Normalbürger einleuchtend sein. Der MPI-Kollege Wolf Singer (Direktor am MPI für Gehirnforschung) hätte da eine Menge zu sagen gehabt, nicht nur, daß wir nicht das tun, was wir wollen, sondern das wollen, was wir tun. Was in der Sendung ständig als „Bauchentscheidung“ genannt wurde, ist nichts anderes als die Dominanz des Limbischen Systems, das ständig mit dem Kortex in Wechselwirkung steht und – das ist das Entscheidende – schließlich den Ausschlag für die Entscheidungen gibt. Die Begründung für unser Handeln wird jeweils mitgeliefert. Das gilt auch für das sog. überlegte Handeln. Im Limbischen System sind Empfindungen und die Bewertungen der Erfahrungen gespeichert. Was und mit welcher Intensität alles gespeichert ist unterliegt nicht unserer Kontrolle. Das Gehirn wägt jeweils ab, was für Fortpflanzung und Arterhaltung vorteilhaft ist. Unser bewußter Einfluß wird dabei überschätzt.
Wenn Sie sich über dieses Thema informieren wollen, biete ich Ihnen meine diesbezüglichen Seiten in meiner Homepage an.
Ich freue mich auf die nächsten Sendungen mit Ihnen.
Ach ja, der Studiogast heißt nicht „Professor Doktor Gerd Gigerenzer“, sondern „Gerd Gigerenzer“. Akademische Grade (Dr.) und Titel (Prof.) sind kein Bestandteil des Namens.
Herzliche Grüße
Ihr Ulrich Werner
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