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Sprache / Artikel zur Sprache XXXXXXXXXXXXXXXXXXXX / Das denglische Kauderwelsch
 

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Das denglische Kauderwelsch 
 Von Friedemann Bedürftig

Innovate! 4/06, S. 62

 

Friedemann Bedürftig nimmt an, daß bei Günther Jauch die richtige Antwort so etwa 16.000 Euro bringen würde, und zwar auf die Frage: Was bedeutet der Werbespruch "Powered by emotion"? - A: gefühlvoll gebraut - B: Kraft durch Freude - C: angetrieben durch Gefühl - D: von Emotionen gepudert. Auf C würde nicht gleich jeder kommen. Und es wäre auch gar nicht ganz genau so, sondern irgendwie "geiler" gemeint gewesen, als sich Sat. 1 für diese Reklame entschieden habe. Dann allerdings müßte man feststellen, daß über ein Drittel der Zuschauer nur Bahnhof verstanden und der Rest zwischen den obigen Jauch-Lösungen ratlos hin und her geschwankt habe. Schließlich sei der Sender auf die Muttersprache gestoßen. Nun werbe er mit: "Sat.1 zeigt's allen!" Dabei lasse sich zwar auch allerlei denken, was eher nicht gemeint ist, doch verstünden jetzt wenigstens alle die Grundaussage.

„Leider setzt sich die Erkenntnis nur schleppend durch, so Bedürftig weiter, daß deutsche Kunden ein Recht auf deutsche Ansprache und ein Recht darauf haben, nicht Englisch zu können. Kucken wir nur in das Angebot für einen hierzulande viel gekauften Mittelklasse-Pkw: Da hat man bei den Farben die Qual der Wahl zwischen "Candy-Weiß", "Wheat Beige" oder "Shadow Blue" und bei der Ausstattung zwischen "Trendline" oder "Highline", was immer eine Hochlinie sein mag. Vielleicht eine Version mit "Sensitive Leder"? Auch eine Hotline gibt's da. Allerdings nur als Verbindung zum Kundendienst, pardon: zum After Sales Service. Doch so weit sind wir noch nicht. Erst einmal heißt es die Bedienungsanleitung kapieren. Dazu taugt Schulenglisch nur bedingt, weil ohnedies Unverständliches gern noch durch Abkürzungen - englische, versteht sich - weiter verrätselt wird. Was will uns "ACC" sagen, sonst als Medikament bekannt? Adaptive Cruise Control natürlich. Bloß, was ist das? Den Vogel schießt "KESSY" ab, hinter welcher Dame sich das Keyless Entry Start Exit System“ (Zentralverriegelung mit Fernbedienung) verbirgt.“
 
Das seien nur ein paar Blüten eines wuchernden deutschenglischen, kurz: denglischen Kauderwelschs, das geeignet ist, selbst gutwillige Kunden zu verprellen. Und was, wenn jemand in seiner deutschen Trotteligkeit meine, die Meldung "PASSENGER AlRBAG OFF" ginge ihn nichts an; es sei ja lediglich der Passagierluftsack weg - wer hafte dann für die Trümmerfraktur beim Auffahrunfall?

Neulich sei einem Aktionär in der Hauptversammlung eines Autokonzerns ob des geballten denglischen Unfugs der Kragen geplatzt. Unter dem frenetischen Beifall des Publikums habe er angeregt: "Falls die Firma eine englische Bezeichnung für „Betriebsrat“ suchen sollte, hätte er ein Angebot: „Work Council“ mit der Abkürzung ,“WC“. Dann könne der Worker an der Finishline künftig während oder nach seiner Shift zu seinem vertrauten WC gehen."

 



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