Der promovierte Mensch an sich ist seines Titels wert. Er macht Schwiegermütter glücklich, Vermieter willig und Kreditgeber ruhig. „Einen Titel muß der Mensch haben", wußte schon Kurt Tucholsky, „ohne Titel ist er nackt." Es wird angenommen, daß sich inzwischen jeder hundertste Deutsche mit dem Doktorhut schmücken darf. Jährlich promovieren etwa 20 000 Studenten an deutschen Hochschulen. Der Homo summa cum laude vermehre sich.
An Themen mangelt es nicht, auch Lösungen der großen Rätsel der Menschheit wurden anvisiert. Frank Grätz (Dr. rer. oec.), "Wissenschafts- und Promotionsberater" in Bergisch Gladbach, sammelt in seinem "Institut für Wissenschaftsberatung" Dissertationen. Ihr inhaltlicher Wert dürfte mehr ein kurioser geworden sein, doch für manche werden bereits Preise im zigtausendfachen EUR-Bereich genannt, falls sie überhaupt verkaufbar sind.
Grätz' älteste Dissertation handelt von der "Anatomie des Menschen", wurde von Albertus Schneider verfaßt und 1575 in Basel gedruckt, weitere "Veteranen":
1688 "Über das Heimweh"
1716 „Über die Gicht in der Großzehe bei Engländern"
1737 „Vom Gähnen"
1830 „Das Zähneknirschen"
1998 die längsten Dissertationen (laut Institut von Grätz):
1. Platz: 1.237 Seiten "Rudolf von Laban, der Begründer des modernen Ausdruckstanzes" von der Theaterwissenschaftlerin Evelyn Dörr
2. Platz: 1.053 Seiten "Pilze im Naturraum" vom Biologe Dr. Lothar Krieglsteiner aus Regensburger
3. Platz: 1.010 Seiten "Beitrag zur württembergischen Ehrbarkeit im 17. und 18. Jahrhundert mit einer genealogisch-soziologischen Untersuchung der ältesten Stuttgarter Familie Authenrieth" von Werner Gebhardt (72).
Demnächst soll die kürzeste Dissertion ermittelt werden.
Weitere Dissertations-Themen
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