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Die Erziehungsillusion von Dieter E. Zimmer Eltern können aufatmen. Es war nicht die autoritäre DDR-Schule, die Rechtsradikale erschuf. Es war nicht der antiautoritäre Kinderladen, der Verwahrlosung gebar. Streitschrift wider den Glauben an die Allmacht der Erziehung»
DIE ZEIT/Dossier, Nr.29, 15. Juli 1999, S.15-17 Titel des redaktionell gekürzten Artikels: «Ein Kind ist schwer zu verderben © 1999 DIE ZEIT und Dieter E. Zimmer
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ES WAR ein heftiger Wirbelsturm der Gefühle, der in diesem Frühjahr über Ostdeutschland fegte brodelnde Großdiskussionen, Leserbriefe, Bekenntnisse, Rechtfertigungen in Mengen wie seit Jahren nicht mehr. Der Auslöser war unscheinbar: eine kurze Agenturmeldung über ein Interview, das der Hannoveraner Kriminologe Christian Pfeiffer tags zuvor dem Südwestrundfunk gegeben hatte.
Die Gewaltbereitschaft ostdeutscher Jugendlicher, hatte Pfeiffer gesagt, sei vor allem eine Folge der DDR-Erziehung. «Die ‚Gruppenerziehung Ost habe Individualität und Kreativität unterdrückt, der Staat habe die Kinder und heutigen Jugendlichen zu Untertanen erzogen, die vor allem in der Gruppe funktionierten.» Pfeiffer verwarf die Standarderklärung, die ausländerfeindliche Gewalt im Osten sei vor allem eine Folge von Arbeitsund Perspektivlosigkeit: Viele der Täter seien weder arbeits- noch perspektivlos. Zudem sollte seine These einige zusätzliche Tatsachen erklären: warum Gewalttaten gegen Ausländer in Ostdeutschland etwa viermal so häufig vorkommen wie im Westen und zu 55 Prozent aus der Gruppe heraus begangen werden, im Westen aber nur zu 20 Prozent.
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