Mach mal Pause
 Das Gehirn von Autisten kennt keinen Ruhemodus – und findet vielleicht deshalb nicht zu sich.
Von Johanna Senghaas

Geist & Gehirn Ausgabe 7-8/2006, S. 12

Wenn wir unserem Kopf eine Pause gönnen – zum Beispiel indem wir uns Tagträumen hingeben –, sind bestimmte Hirnregionen wie der mediale präfrontale Cortex besonders aktiv. Doch das ist nicht bei allen Menschen so! Wissenschaftler um Daniel Kennedy von der University of California in San Diego (UCSD) haben herausgefunden, dass bei Autisten ie für solche Ruhephasen typische Hirnaktivität fehlt.

Mit Hilfe funktioneller Magnetresonanztomografie verglichen die Forscher die Arbeit der Gehirne von 15 Autismuspatienten mit denen 14 gesunder Menschen beim süßen Nichtstun. Alle Probanden hatten davor gedanklich geschuftet, indem sie sich auf Zahlwörter, neutrale Begriffe oder emotional besetzte Wörter konzentrierten. Das verblüffende Ergebnis: Die Gehirne der Gesunden gönnten sich nach der geistigen Anstrengung die wohl verdiente Pause – ablesbar am Aufl euchten der entsprechenden Cortexregion. Bei den Autisten fi el die Reaktion dagegen viel schwächer aus. Die Forscher spekulieren nun, ob dieser Unterschied für das gestörte Sozialverhalten autistischer Patienten verantwortlich sein könnte. Denn die Aktivität im Frontalhirn spielt vermutlich für die Selbstrefl exion eine wichtige Rolle. So nutzen gesunde Menschen die Zeit in Erholungspausen, um die Gedanken schweifen und Ereignisse Revue passieren zu lassen  – um etwa Erfahrungen mit anderen Menschen zu verarbeiten. Autisten konzentrieren sich dagegen möglicherweise auf zwanghafte Gewohnheiten und fi nden so keine Zeit für  wichtige selbstbezogene Gedanken. (hs)

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