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Der Untergrund des Denkens
Unbewusste Hirnprozesse und ihre mentalen Leistungen
Von John-Dylan Haynes
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John-Dylan Haynes, Prof. Dr., ist Psychologe und Neurowissenschaftler am Bernstein Center for Computational Neuroscience in Berlin und Leiter der Arbeitsgruppe "Aufmerksamkeit & Bewusstsein" am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig. Seine Forschungssschwerpunkte sind die Entschlüsselung mentaler Zustande anhand von Gehirnsignalen sowie Aufmerksamkeit, Bewusstsein und Entscheidungen
Zusammenfassung:
Bereits vor den Tagen Freuds waren die mentalen Leistungen unbewusster Hirnprozesse ein großes Thema in der Hirnforschung und Psychologie. In den letzten Jahren ist das Interesse an diesem Thema wieder neu erwacht. Mit neuen bildgebenden Verfahren ist es gelungen zu zeigen, dass ein ganzes Spektrum an mentalen Verarbeitungsschritten dem Bewusstsein nicht zugänglich ist. Auf der einen Seite liegt die "subliminale Wahrnehmung", das heißt die Verarbeitung von Außenweltreizen, die zu schwach sind, um die Schwelle zur bewussten Wahrnehmung zu überschreiten. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Demonstrationen dafür, dass unbewusste Mechanismen auch bei Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen. Die Belege hierfür sind vielfältig: Häufig sind Menschen nicht dazu in der Lage, genaue Gründe für Entscheidungen anzugeben. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass gerade komplexe Entscheidungen (nach einer anfänglichen Phase der Informationsaufnahme) besser funktionieren, wenn sie "ohne bewusste Aufmerksamkeit" gefällt werden. Daneben konnten wir zeigen, dass in bestimmten Fällen einer bewussten Entscheidung eine unbewusste Vorverarbeitung im Gehirn vorangeht. Solche Effekte sind nicht nur auf abstrakte Laborsituationen beschränkt. Wir konnten ähnliche Effekte auch für Kaufentscheidungen demonstrieren. Dieses Forschungsgebiet erlaubt einen spannenden Blick auf den unbewussten "Untergrund des Denkens".
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