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Iran als Lackmustest

 Wieder so ein Laien-Metapherist

Leserbrief zum Artikel „Iran wird zum Lackmustest“ in faz.net 

am 28.1.2010

Autor Klaus-Dieter Frankenberger wollte wohl bei den Lesern mit einem Fachbegriff auffallen. Kundigen wird es dabei sauer oder basisch aufgestoßen sein. Denn dieser Begriff bezeichnet einen in der Chemie gebräuchlichen Test des pH-Werts einer Substanz mit Hilfe des Farbstoffs Lackmus. Der pH-Wert ist ein Maß für die Stärke der sauren bzw. basischen Wirkung einer wässrigen Lösung. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist der „Lackmustest“ eine typische Laien-Metapher wie der „Quantensprung“ für einen großen Fortschritt (Meilenstein).

Ich halte es für bedenklich, Spezialbegriffe aus der Naturwissenschaft für völlig sachfremde Situationen zu verwenden. Die Nachahmung ist garantiert. Meistens wissen die Metapheristen nicht, welche semantischen Purzelbäume sie schlagen. Im vorliegenden Fall ist es ein besonders großer. Die Säurewirkung einer Substanz mit dem Atomkonflikt zu vergleichen und als Kriterium für das deutsch-israelische Verhältnis zu verwenden ist absurd. Analog könnte das Abitur als Lackmustest für die Hochschulreife und Löcher in Balken als Lackmustest für die Tätigkeit von Holzwürmern bezeichnet werden. Oder ganz krass: Die Häufigkeit der Verwendung von Metaphern wie „Lackmustest“ und „Quantensprung“ ist ein Lackmustest für Neuronenfehlschaltungen im Gehirn. Der Ausdruck “Test“ klingt zwar banal, wäre aber eindeutig und richtig.
 
Ulrich Werner

Zum Thema Lackmustest



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