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Herrn Klaus Kastan - Tagesgespräch
 Hörerbrief vom 10.06.2005

 

Sehr geehrter Herr Kastan,

das heutige Tagesgespräch war wieder lehrreich und unterhaltsam. Florian Pronold scheint ja ein Hoffnungsträger der SPD zu sein.

Enttäuscht war ich zu hören, daß nun auch Sie offenbar von der neudeutschen Ausgehwelle überflutet worden sind. Sie besteht darin, daß treffende Verben wie vor allem „annehmen“, „glauben“ und „vermuten“ durch die Einheitsfloskel „davon ausgehen“ ersetzt werden, obwohl sie keine Synonyme sind. Auch der Duden, der Wörterzähler der Nation, hat sich erwartungsgemäß bereits gleichgeschaltet. Mit dieser Bemerkung möchte ich Sie nicht kritisieren, sondern bitten, das ständige Ausgehen, von was auch immer, nicht zu unterstützen. Weitere Informationen darüber und Verben, die immer öfter dem Ausgehen weichen, sind auf meiner speziellen Seite der Homepage aufgeführt, ohne Garantie der Vollständigkeit. 

Daß Sie weiterhin ab und zu sich selbst danken („ich bedanke mich“, schon als verbale Selbstbefriedigung (Onanie) bezeichnet), gehört wohl zu den liebenswürdigen Schwächen, von denen Sie sich nicht trennen können. Nur in Frau Heinzeller haben Sie noch eine gelegentliche Mitbedankerin. Auch hierzu biete ich ausführliche Informationen auf meiner Homepage.

Bitte helfen Sie mit, die Ausdruckskraft und die Differenzierungsmöglichkeiten der deutschen Sprache zu erhalten.

Und wenn ich schon dabei bin, erneut die Frage:  Warum  verschleiert die Redaktion nach wie vor das Studienfach der promovierten Gäste? Wenn schon vor den Namen eine akademische Verzierung gesetzt wird, sollte sie kein Rätselraten bei den Hörern auslösen, sondern darüber informieren, in welchem Fachgebiet der Studiogast den Doktorgrad erworben hat. Das Kürzel Dr. galt ursprünglich als Markenzeichen, um sich gegen die nichtstudierten Heilkünstler und Quacksalber abzugrenzen, mit denen die promovierten Mediziner im Wettbewerb um die Kunden standen. Eine völlig andere Berufsituation im Heilwesen und eine Vielzahl von Fakultäten mit Promotionsmöglichkeiten zwingt dazu, das Verschweigen des Studienfaches als Unsitte anzusehen. Information wird durch akademischen Schmuck ersetzt. Mehr zu diesem Thema.      

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Ulrich Werner,
weiterhin ein regelmäßiger und kritischer Hörer des Tagesgesprächs

 

 



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