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U.a. das Problem mit den Straßennamen in München  
an Herrn Gerd Sowein, SZ-Leserbriefe (02.08.2000)

 

Sehr geehrter Herr Sowein,

Ihr freundliches Schreiben hat mich in mehrerer Hinsicht überrascht. Zunächst Dank für Ihre Besorgnis um mein Ansehen als Leserbriefschreiber. Das ist ja eine völlig neue Seite der SZ. Da erinnere ich mich an einen Leserbrief eines Herrn Mahrenholz, der mich mit unsachlichen und unrichtigen Ausführungen lächerlich machen durfte. Meine Erwiderung und Richtigstellung blieb unveröffentlicht. Was Sie als Gründe für die Vermeidung des mich ev. treffenden  Schadens anführen, scheint mir etwas weit hergeholt.

Die in Ihrem ersten Satz genannte Voraussetzung für das Veröffentlichen von Leserbriefen ist mir bekannt. Ich habe sie in meinem Brief vom 26. Juli eigentlich erfüllt. Denn bereits im zweiten Satz berufe ich mich auf den Artikel Ihres Herrn Matthias Dobrinski vom selben Tag (26.07., Seite 5), zwar nicht mit Daten, doch leicht erkennbar am Wortlaut. Dabei übernahm ich seine von Ihnen beanstandete Angabe "Die Welt" und den Konjunktiv nach "nach", zwar etwas umgestellt, sonst aber fast wörtlich die Formulierungen des Artikels. Schon aus diesem Grund bestand für mich keine Veranlassung, den Indikativ zu wählen. Außerdem steht nach meinem Sprachverständnis bei Behauptungen und Vermutungen grundsätzlich der Konjunktiv.

Sie haben recht, Denninger Str. schreibt man in zwei Wörtern. Auf meinen gedruckten Briefköpfen steht es auch so. Nur auf manchen Schreibvorlagen im PC sind die zwei Wörter zusammengerutscht. Für mich und auch für andere Empfänger war das bisher kein Thema. Dieser Widerspruch (zu was?), wie Sie ihn bezeichnen, wäre im Falle einer Veröffentlichung nicht nach außen

gedrungen, da sie die Adressen nicht mehr nennen. Übrigens habe ich Grund zu der Annahme, daß ich an dieser Änderung mindestens mitgewirkt habe. Ich meldete der SZ damals den Erhalt von Bettelbriefen aus Afrika, die nach meinen Recherchen auf Leserbriefe in der SZ zurückgingen. Was Fehler anbelangt, da habe ich (vor Ihrer Zeit in der Leserbriefredaktion) in meinen veröffentlichten Briefen mehrmals gravierende weil sinnverändernde Druckfehler hinnehmen müssen, ohne die Möglichkeit der Korrektur. Dagegen ist die "Denningerstr." ein Staubkorn im Weltall.

Ihr Hinweis auf die zwei Ausnahmen in München, bei denen Straßen zusammengeschrieben werden, steht im Widerspruch zu der Tatsache, daß bei mehr als der Hälfte der Straßen in München diese Ausnahme zutrifft. Ein Blick in das Haltestellenverzeichnis des MVV  zeigt, unter dem Buchstaben D sind 10 der 13 Straßennamen zusammengeschrieben. Kein Einzelfall. Unter B sind es 26 von 31. Im Branchenverzeichnis finden Sie ähnliche Verhältnisse.

Die Verteidigung des Kultusministeriums ist angebracht. Es war das Finanzministerium! Tut mir leid. Aber das ist m. E. viel schlimmer. Gerade dort sollten sie rechnen können. Im, nicht das  Ministerium habe ich geschrieben. Meinen sprachlichen Hinweis mit ausführlicher Erläuterung beantwortete der persönliche Referent des Staatsministers (Erwin Huber) u. a. mit "Bei der politischen Aussage kommt es darauf an, Inhalte so zu vermitteln, daß sie von den Bürgern verstanden werden. In diesem Sinne hat sich Herr Staatsminister, wie von Ihnen selbst eingeräumt wird, klar und deutlich ausgedrückt und um Mißverständnisse zu vermeiden, zusätzlich die entsprechenden Zahlen genannt." Der Referent meinte auch, ob meine "hohen formalen" Anforderungen an mündliche Aussagen nicht Überzogen sind und warf mir indirekt Haarspalterei vor. In meiner Antwort an den Regierungsdirektor, die ich Ihnen in der Anlage mit dem gesamten Briefwechsel mitschicke, rechnete ich ihm vor, wie sich seine Gehaltssituation bei Anwendung der Rechenmethode des Hauses gestalten würde. Ein weiterer Brief an einen normalen Bürger ist in der Regel und in solchen Fällen wohl nicht zu erwarten.

Schließlich, sehr geehrter Herr Sowein, zu Ihrer Schlußbemerkung bezüglich Prof. Ickler. So ganz konsequent scheint sich die SZ dem  "Welt"-Problem gegenüber nicht zu verhalten. Im Artikel von Dobrinski wurde das publiziert, was Ickler in der   "Welt" geschrieben hat und was Sie angeblich nicht tun wollten. Offenbar doch ein Weltproblem.
Mit freundlichen Grüßen

Ulrich Werner
Anlagen: Briefwechsel mit dem Finanzministerium

 



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