Sehr geehrte Damen und Herren,
zu meiner u.a. E-Mail hatten Sie bisher noch nicht reagiert. Ich hoffe und bitte darum, darauf noch eine Antwort zu erhalten.
Einen Tag später, heute nämlich, stelle ich die nächste Aufweichung der traditionellen Orthographie in Ihrer Mammutlektüre fest. Auf der Titelseite fehlt im Artikl "Milton Friedmann gestorben" das Komma zwischen mit und verbundenen Hauptsätzen: "...beriet mehrere amerikanische Präsidenten(,) und seine Lehrbücher waren...". Die Satzstruktur löst sich erst bei weiterem Lesen auf, der Lesefluß wird dadurch erschwert. Man meint während des Lesens zunächst, daß er noch andere Personen(kreise) als Präsidenten, dann, daß er Lehrbücher (!) beriet. Wenn man sich an diesen Lesekomfort gewöhnt hat, stören derartige Fehler (da fehlt etwas im wahrsten Sinne des Wortes) erheblich.
Außerdem befindet sich im zitierten Satz wahrscheinlich auch ein fachlicher Fehler. Die Präsidenten welcher amerikanischen Staaten meinen Sie? Ich vermute, nur US-amerikanische. Sollte meine Vermutung stimmen, dann hätten Sie das auch so schreiben sollen. Amerika besteht nicht nur aus den USA, beides wird gedankenlos oft semantisch gleichgesetzt.
Stilistisch fehlerhaft ist auch die fehlende Satzklammer bzw. -spannung: "... und trat ein für die zentrale konjunkturpolitische Rolle der Geldversorgung." Richtig muß es natürlich heißen: "... und trat für die zentrale konjunkturpolitische Rolle der Geldversorgung ein."
Ein kleiner Artikel, aber zwei sprachliche und ein vermuteter fachlicher Fehler. Können das Ihre Journalisten wirklich nicht besser? Ich will nicht unbescheiden sein und habe auch kein Sprach(en)studium hinter mir, sehe solche plumpen Fehler aber sofort und bin überzeugt, deshalb solche nicht zu begehen.
Sollten Sie der Meinung sein, daß ich es besser weiß und es dann eben auch besser machen soll, dann bin ich gern für einen Honorarvertrag verfügbar. Ich wünsche Ihnen für Ihre weitere journalistische Arbeit viel Freude und Erfolg und vor allem - weniger Fehler!
Mit freundlichem Gruß
Dr.-Ing. Ansgar Matthes Rostock
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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich begrüße nach wie vor, daß Sie die traditionelle Orthographie in Ihrer Zeitung verwenden.
Bedenklich, weil verfälschend, ist allerdings, daß Sie sowohl die Zitate Ihrer Konkurrenten "Die Stimmen der anderen" als auch - wahrscheinlich - so manche Leserzuschrift in diese Richtung verbiegen.
Allmählich scheint sich die degenerierte PISA-Orthographie jedoch auch in > Ihr Druckwerk einzuschleichen. Ein ganz aktuelles Beispiel: Auf der heutigen Titelseite benutzt im Artikel Annan wirft Industrienationen Versagen vor" Ihr Redakteur "nf" mehrmals "ernst nehmen". Das ist falsch, das Verb muß eindeutig "ernstnehmen" heißen. Nehmen existiert im Kontext mit "ernst" fast nur in der übertragenen Bedeutung. "Ernst nehmen" bedeutet, daß jemand etwas nimmt und dabei ernst ist oder erscheint. Das ist jedoch eher konstruierter Natur ("Er hat den Negativpreis ernst (an-)genommen."
Wenn man erst einmal für diese Thematik sensibilisiert ist, fällt einem das sofort auf, und es stört nicht nur, sondern hat die bekannte negative Botschaft.
Bitte achten Sie auch weiterhin auf Sauberhaltung Ihrer Orthographie, damit Ihr Druckerzeugnis, wenigstens unter diesem Aspekt gesehen, so lesenswert bleibt, wie es das seit inzwischen Jahren wieder ist.
Mit freundlichem Gruß
Dr.-Ing. Ansgar Matthes Rostock
Postscriptum: Gern dürfen Sie diese meine E-Mail als Leserbrief in der FAZ veröffentlichen.
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