Frankfurter Allgemeine Zeitung Redaktion Frau Ute Kernbach 24.9.2007 Sehr geehrte Frau Kernbach, die FAZ hebt sich wohltuend dadurch von den übrigen deutschsprachigen Zeitungen ab, dass sie die Unsinnigkeiten der Rechtschreibreformen - für mich im \"Erdnuss\"bereich angesiedelt - nicht eilfertig übernommen hat. Die in der FAZ veröffentlichten Beiträge werden von meiner Frau gern für Matura-Themen herangezogen. Der bei korrekter Zitierweise damit verbundene Multiplikatoreffekt ist als Werbefaktor sicherlich nicht zu unterschätzen. Umso wichtiger ist, dass die Sprache der FAZ in Grammatik und Ausdruck korrekt ist.
In Ihrem lesenswerten Beitrag \"Längst nicht alles ist Golf....\" in der FAZ Nr. 215 vom 15.09.2007 auf Seite 47 haben Sie einen Satzverhau angelegt, der die gesamte Passage unverständlich macht. Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, dann geht es in den Spalten 2 und 3 zunächst um den bekannten Vorwurf - dessen Richtigkeit ich nicht bezweifeln will -, dass asiatische Autos einen höheren zeitabhängigen Wertverlust haben als europäische, insbesondere deutsche. Schon der von Ihnen zitierte \"Marktexperte\" Dieter Fess redet schlechtes Deutsch und Unsinn, wenn er Restwert und Wertverlust in diesen Zusammenhang stellt. In Wahrheit geht es um relative (\"prozentuale\") und absolute (\"in Euro\") Werte. Wenn Sie diese gegenüberstellen wollen, und dies gibt durchaus Sinn, sollten Sie auf einen der beiden in der einfachen Korrelation \"Restwert gleich Anschaffungs-(Neu-)preis minus Wertverlust\" stehenden Begriffe Restwert und Wertverlust verzichten. Wenn Sie sich also für den Wertverlust als Untersuchungsgegenstand entscheiden, dann ist das sich über fast zwei Absätze erstreckende Gequase von Fess und Ihnen in einem einfachen für Durchschnittsleser verständlichen Satz zusammenzufassen: Der prozentuale Wertverlust von asiatischen Autos ist immer noch höher als der von europäischen, wenngleich der absolute Wertverlust in Euro bei asiatischen Autos geringer ist. Das ist wegen der niedrigeren Anschaffungspreise asiatischer Autos natürlich eine Binsenwahrheit und läuft auf die beliebte Grundschulfrage hinaus: \"Was ist mehr, 20% von 100 Euro oder 10% von 1000 Euro?\" und reisst sicher niemanden vom Hocker. Trotzdem ist die Aussage von Bedeutung, und das hätten Sie herausstreichen sollen. Für einen rendite-orientierten\"Flotten-Admiral\" ist sicher interessant, wieviel Prozent seines beim Neuwagen-Einkauf eingesetzten Kapitals er im Laufe eines Jahres verliert, für eine Arbeitnehmerin ist aber viel wichtiger, wieviele Euros sie von ihren für den Autokauf eingesetzten Ersparnissen nach 12 Monaten verloren hat und für eine spätere Neuanschaffung aufs Sparbuch legen müsste.
Auch das macht die Kraft der deutschen Sprache aus: klare Sätze mit klaren Aussagen in klarem Ausdruck. Und das gilt nicht nur fürs orchideenhafte Feuilleton, sondern auch für die \"knallharten\" praxisorientierten Technik- und Wirtschaftsseiten. Mit freundlichen Grüssen und nichts für ungut Horst Ebeling
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