oll. FRANKFURT, 20. Februar.
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, forderte mehr Deutschunterricht. Kraus: Das Beherrschen der Muttersprache sei die Schlüsselqualifikation, das Fach Deutsch das schulische Basis- und Querschnittsfach schlechthin. Das müsse sich in der Stundenausstattung niederschlagen. Bedauerlicherweise sei der Anteil des Unterrichts in der Muttersprache in kaum einem Land der Welt so niedrig wie in Deutschland: etwa 16 Prozent in den Jahrgangsstufen 1 bis 10 (Polen 22, Schweden 23, Norwegen 24, Dänemark 25, Frankreich 26, China 26 Prozent).
Grundlage für jede Fremdsprache sei, die eigene Mutter- oder Landessprache zu beherrschen, so Kraus weiter. Der Fremdsprachenunterricht, der sich mehr und mehr in der Grundschule etabliere, dürfe nicht zu Lasten des Deutschunterrichts gehen. Schüler, die sprachliche Defizite haben, müßten möglichst früh im Fach Deutsch zusätzlich gefördert werden. Ein solider Deutschunterricht vermittele propädeutische Arbeitsmethoden (zum Beispiel Protokollieren, Exzerpieren, Bibliographieren). Deutschunterricht sei immer auch Erziehung zur Verwendung der unterschiedlichen Medien. Denn das Lesen bleibe auch in Zeiten neuer Informationstechniken und in Zeiten einer fortschreitenden Verbildlichung von Informationen die wichtigste Kulturtechnik, so Kraus, der selbst Deutschlehrer ist.
Und Kraus Weiter: "Der Deutschunterricht selbst müsse durch das verstärkte Erlernen und Einüben formalsprachlicher Fertigkeiten (richtiger Gebrauch der Orthographie, Grammatik und Syntax) sowie durch die Vermittlung eines umfassenden und differenzierten deutschen Wortschatzes gestärkt werden. Die Begegnung mit Literatur würde zudem das Verständnis für kulturelle Entwicklungen fördern zwischenmenschliche Kommunikationsebenen eröffnen.
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