An die SZ München
Am Mittwoch (17.10.2012) endete ein Kommentar in der Nachrichtensendung von BR 5 mit dem Satz „Davon wird es abhängen, ob es künftig heißt, Dr. Schavan oder Frau Schavan. Vorausgegangen war der Hinweis auf den am Mittwoch tagenden Promotionsausschuss der Universität Düsseldorf und die angekündigte Stellungnahme von Annette Schavan zu den Vorwürfen, ihre Doktorarbeit regelwidrig abgefasst zu haben. Sie muss vor allem deshalb um den Erhalt der akademischen Verzierung kämpfen, weil Sie nicht einmal ein Staatsexamen hat.
Streng genommen sollte diese Frage gar nicht entstehen können. Da Doktorgrade laut Rechsprechung höchster Gerichte (BVG, BGH) KEIN Bestandteil des Namens sind, ist eine Anrede mit dem sog. „Titel (, der keiner ist,) sowieso überflüssig. d. h. es besteht weder ein Anrecht darauf noch ist sie erforderlich.
Das deutsche Titelwesen, mittlerweile zu einem kleinkarierten Titelzirkus mit Unredlichkeiten und Betrug verkommen, wird weltweit (ausgenommen in Österreich) mit Unverständnis belacht. Infolge der unbegründeten Überbewertung des Titels wird das gesellschaftliche Ansehen des Promovierten schlagartig und ohne plausiblen Grund lebenslang aufgeblasen.
Es wird höchste Zeit, die Ursache der Titelgier zu beseitigen und die Einteilung der Gesellschaft in Promovierte und Nichtpromovierte, denen sogar Vollakademiker zuzurechnen sind, zu beenden. Dazu schlage ich vor,
Der urteilswidrige Eintrag des Doktorgrades in Pass und Ausweis wird endlich abgeschafft. Der vom damaligen Innenminister Wolfgang Schäuble eingeleitete Versuch scheiterte vor 5 Jahren im Bundesrat am Veto von Günther Beckstein, Innenminister in Bayern. Begründung: Erhalt der Tradition.
Die Daten der Dissertation (Fakultät, Jahr sowie Name und Ort der verleihenden Universität) werden hinter dem Namen genannt.
Es bleibt jedem Titelträger überlassen, seine akademische Bildung auf Visitenkarte, Briefbogen und Türschild zu dokumentieren. Auf dem Weg zu einer vorurteilsfreien Gesellschaft könnte der Bundestag sofort beginnen, die penetrante Bedokterung der Abgeordneten im Plenum zu beenden.
Ulrich Werner
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