Hannah Monyer, Prof., Dr., ist ärztliche Direktorin der Abteilung für klinische Neurobiologie an der Universitätsklinik Heidelberg. Die gebürtige Deutsch-Rumänin promovierte in Heidelberg über ein medizingeschichtliches Thema und wandte sich bei einem Forschungsaufenthalt in Stanford der Neurobiologie zu. Ihr heutiger Forschungsschwerpunkt sind die Untersuchungen der molekularen Mechanismen des Gedächtnisses. 1999 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz, 2004 den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis.
Zusammenfassung:
Die meisten der insgesamt 10 hoch12 Nervenzellen des Gehirns kommunizieren mit anderen Nervenzellen, indem sie diese erregen. Nur eine Minderheit der Nervenzellen, ca. 10-15%, haben eine hemmende Wirkung im Gehirn, und ihre Aktivität garantiert, dass es nicht zu Zuständen der Übererregbarkeit kommt, wie es bei bestimmten Erkrankungen wie zum Beispiel der Epilepsie der Fall ist. Der chemische Botenstoff dieser Zellen ist GABA, weswegen sie auch GABAerge Neurone genannt werden. Neben der bekannten und vielseits untersuchten hemmenden Funktion können GABAerge Zellen in großen Nervenzellverbänden "den Takt angeben". D. h. sie vermögen es, die Aktivität von hunderten und tausenden Nervenzellen zu koordinieren und zu synchronisieren.
Synchrone Aktivität vieler Nervenzellen unterliegt zahlreichen kognitiven Prozessen und spielt bei unterschiedlichen Formen von Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis eine große Rolle. Man kann annehmen, dass beim Lernen molekulare, aber auch strukturelle Veränderungen im Gehirn erfolgen. Die Modifizierbarkeit, in der Hirnforschung auch als Plastizität des Gehirns bezeichnet, wird sowohl genetisch als auch von Umwelteinflüssen bestimmt. Der Vortrag zeigt, wie komplexe Lernvorgänge im Labor auf molekularer, zellulärer und nicht zuletzt auf Verhaltensebene untersucht werden können. Diskutiert wird, inwiefern diese Ergebnisse auch für das menschlich Gedächtnis relevant sind.
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