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Sprache / Dieter E. Zimmer / Nachleseland
 

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„Nachleseland “
Das Bedürfnis nach geistiger Wegweisung im Osten wird geringer
Von Dieter E. Zimmer

DIE ZEIT/Modernes Leben, Nr.7, 7.2.1992, S.86
© 1992 DIE ZEIT und Dieter E. Zimmer

 

LESELAND! Die Urheberschaft an dem stolzen Schlagwort scheint Hermann Kant zu beanspruchen. „Es wird mir jetzt immer nachgesagt, ich habe gefrevelt mit dem Begriff Leseland“, erklärte er neulich einem Interviewer:

„Ich wiederhole in aller Deutlichkeit: Die DDR hatte sich diesen Namen durchaus verdient.“

So sah Honecker es auch. „Mit vollem Recht“, erklärte er auf der SED X. Parteitag, „können wir von der DDR als einem ‚Leseland‘ sprechen.“

Und Klaus Höpcke MdL, einst sein sogenannter Literaturminister, sekundierte: „... die Fähigkeit zu lesen [wird] immer mehr zur Voraussetzung für die Persönlichkeitsentwicklung im entwickelten Sozialismus. Jener starke Leistungswille, jene hohe Leistungsbereitschaft und schöpferische Leistungskraft, die in einem jeden zu wecken zum persönlichen

Wohlbefinden der einzelnen führen und dem Fortschritt der Gesellschaft ützen wird, ist nur erreichbar, wenn noch mehr Menschen als bisher schon lesen ... Während wir so in unserem als ‚Leseland‘ treffend charakterisierten sozialistischen Staat uns von Kinderkrippe ... bis ins Rentenalter um die Erhöhung des Kulturniveaus von immer mehr Menschen ... kümmern, sieht sich ... das BRD-Blatt ‚Frankfurter Allgemeine Zeitung‘... zu der Überschrift gezwungen ‚Lesen will heute niemand mehr‘.“

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