Einsam saß der letzte Mann der Welt in einem Raum. Plötzlich klopfte es. Er sah zur Tür. Es klopfte wieder, doch er konnte er sich kaum aufraffen, jener getrommelten Bitte Folge zu leisten. Langsam schwang das morsche Türblatt nach innen und erlaubte einen Blick in die Außenwelt. Niemand war da. Und nicht nur das. Keiner stand daneben und lächelte ihm freundlich zu. Obwohl überrascht, war er froh, sie heute hier zu sehen. Schließlich hatte er bisher die ganze Zeit mit Nichts in der Kneipe vertan und sich dabei recht gelangweilt. Er forderte sie auf einzutreten. Da gab es Niemand, der das gerne angenommen hat und Keiner schloss sich an. Niemand wusste auch, warum Keiner gerne gekommen war. Es war nicht unbekannt, dass der letzte Mann der Welt seine Zeit gerne mit dem Auffüllen seiner gut sortierten Hausbar zubrachte. Der Weg führte in das Wohnzimmer, wo einige bequeme Sitzgelegenheiten erwartungsfroh bereitstanden. So saß man da und machte sich Gedanken darüber, wie dem sich zur Ende neigenden Tag noch etwas Sinnvolles abzugewinnen war. Keiner ging zur Bar und bediente sich. Ein Pantomimenspiel wäre doch eine gute Idee, meinte der letzte Mann der Welt überschwänglich. Niemand hielt das ernsthaft für einen tollen Einfall, Keiner trank weiter. Der letzte Mann der Welt, der im Übrigen ein Herz für die tippende Zunft hatte und sich gerne der Mann nennen ließ, schlug vor, man könne doch Nichts nachahmen, was so einfach wäre. Einfach zum Warmlaufen. Keiner applaudierte und zeigte Wohlgefallen an dem Gedanken. „Macht Nichts" skandierte er laut lachend. Niemand gesellte sich zu dem Mann, um ihn in seiner Darstellung sinnfällig zu ergänzen. Keiner war wirklich amüsiert über das Treiben und fragte, was genau denn gerade gezeigt wurde. Der Mann hatte sich bemerkenswert schräg in den Raum gestellt, während Niemand leicht in die Knie ging.
„Das ist Nichts" presste der Mann Gelächter nur schwer unterdrückend heraus, „ mit Nichten" er sah Niemand, der grinste, „auf Besuch bei seiner Tante". Na ja, meinte er, in Wirklichkeit war Nichts hässlicher, aber was sollte das schon? Es war jetzt schon erbärmlich genug und wenn Nichts gewusst hätte, was hier geschah, würde er kochen vor Wut. Bis er gar wäre. Dann wäre er ein echter Gar-Nichts, warf Keiner grölend ein. Es tat dem Mann etwas leid, schließlich war er mit Nichts stets gut ausgekommen. Aber Niemand war nun mal sein bester Freund, auch der andere war ihm nicht unsympathisch. Und irgendwie mochte ihn auch Keiner. Er war eigentlich wirklich gut versorgt, denn falls sie mal keine Zeit für ihn übrig hatten, dann hielt das Schicksal immer noch Nichts für ihn bereit. Vor allem in seinen schlimmsten Phasen, wenn er wieder dachte, es gäbe kein Morgen mehr, war Niemand für ihn da, um ihm Trost zu spenden. Nie wird er vergessen, wie ihm einst in einer sehr prekären Situation Keiner zur Hilfe gekommen war. Doch trotzdem gab es hier und da Momente, wo ihm Nichts lieber war, als Keiner oder Niemand. Sie waren sich im Grunde so ähnlich. Während Niemand noch so etwas wie eine Zukunft hatte, wie auch Keiner, war Nichts erledigt. Er wusste das auch. Über seinem Kopf schwebte ein Damoklesschwert. Wie es auch Niemand trefflich zu beschreiben wusste, „ Ein Damoklesschwert ist über Haupt Nichts". Einmal erinnerte sich der Mann, waren sie gemeinsam im Wirtshaus gesessen und hatten Karten gespielt. Nichts wies darauf hin, dass er sich selbst setzen würde, weil er kein Geld mehr hatte. Also pokerten sie um Nichts und wieder Nichts. Er war wirklich kein guter Spieler. Damals schien er irgendwie verrückt. Doch er wusste genau um seine Situation, ahnte es schon die ganze Zeit. Der Mann setzte zur letzten Persiflage an. Keiner wollte wissen, was das denn werden solle. Der Mann stieg auf einen Stuhl und neigte seinen Kopf. Niemand hatte eine Ahnung, was er beabsichtigte. Mit leichtem Wippen stieß er das betagte Möbel einfach beiseite. Niemand wollte das verhindern, doch es war sowieso zu spät gewesen. Keiner war bei ihm, als es soweit war.
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