Mein damaliger Abteilungsleiter im Deutschen Patentamt in München, begeisterter Pianist, überraschte mich, den Bastler, eines Tages mit der Nachricht, eine elektronische Orgel zu bauen. Die Firmen Wersi und Böhm wetteiferten miteinander beim Verkauf von Bausätzen. Die von Böhm waren billiger, verursachten aber mehr Arbeit, weil alle Drahtverbindungen einzeln verlegt werden mußten. Wersi lieferte fertige Verdrahtungen, sog. Kabelbäume. Diese vorgeformten Kabelbündel brauchten nur noch in der Orgel eingelegt werden. Die Enden der einzelnen Drähte endeten genau am Anlötpunkt auf den Platinen. Daher der höhere Preis.
Ich wählte die Böhm. Je nach Zahl der Manuale und Größe des Pedals standen verschiedene Typen zur Auswahl. Die FNT, mit drei Manualen, Vollpedal und Vollausbau (einschließlich alle Effekte), kostete: ca. 10.000,- DM. Jede Drahtverbindung mußte einzeln verlegt, auf Länge gebracht und angelötet werden. Die Ausgangssignale der zwei Generatoren wurden wie folgt verteilt: die des ersten Generators waren mit dem oberen Manual verbunden, die des zweiten Generators mit dem unteren Manual und beide Generatoren zusammen lieferten die Töne im mittleren Manual. Da die Abstimmung der Generatoren nie absolut gleich sein kann, entstanden Schwebungen, vor allem beim Spielen auf dem mittleren Manual. Das ergab eine weitere Bereicherung des Klanges der Orgel, ohne ein Register zu wechseln. Laut Angaben im Prospekt wäre es "kinderleicht", die Orgel zusamenzubauen. Von wegen. Ohne Sägearbeiten paßten Teile nicht ins Gehäuse. Und auf Dioden war die Polung vertauscht, usw. Eine besondere Tücke bestand darin, es gab keine Beschreibung, die auf den Vollausbau abgestellt war. Vor mir lagen die Baupläne für den Grundausbau und daneben die der weiteren Ausbaustufen. Im Kopf mußte ich daher alle Zwischen-Änderungen vollziehen und hoffen, schließlich die richtige Lösung gefunden zu haben.
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