KMK-Pressemitteilung Bonn, 27.09.2004
Ein international besetzter "Rat für deutsche Rechtschreibung" soll künftig den Schriftgebrauch der deutschen Sprache beobachten und Vorschläge zur Weiterentwicklung der Rechtschreibung erarbeiten.
Das Präsidium der Kultusministerkonferenz schlägt vor, zu diesem Zweck ein hochrangiges Gremium mit Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einzurichten. Der mit zuständigen Stellen in Österreich und in der Schweiz bereits vorbesprochene Entwurf des Präsidiums soll bei der nächsten Plenarsitzung der Kultusministerkonferenz am 14. und 15. Oktober im saarländischen Mettlach offiziell zur Beschlussfassung vorgelegt werden.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen, unterstrich: "Der neue Rat für deutsche Rechtschreibung soll die Aufgabe haben, die Einheitlichkeit der Rechtschreibung im deutschen Sprachraum zu bewahren. Er soll die Entwicklung der Schreibpraxis beobachten und die Rechtschreibung auf der Grundlage des orthografischen Regelwerks im notwendigen Umfang weiterentwickeln. Seine Vorschläge sollen durch Beschluss der zuständigen staatlichen Stellen für die Schulen und Verwaltungen verbindlich werden."
Der Rat soll die wichtigsten Gruppen aus Wissenschaft und Praxis repräsentieren, die sich mit Fragen der Orthografie beschäftigen oder über besondere Erfahrungen mit der Schreibpraxis und der Anwendung von Schreibregeln verfügen. Nach den Vorstellungen des Präsidiums der Kultusministerkonferenz sollen dem Gremium von deutscher Seite 18 Mitglieder angehören. Neben fachlich ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist die gleichberechtigte Mitgliedschaft von Vertreterinnen und Vertretern aus dem Verlagswesen, der Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, aus dem pädagogischen sowie aus dem journalistischen und schriftstellerischen Bereich vorgesehen. Die Auswahl der vorgeschlagenen Institutionen (s. Anlage) macht deutlich, wie wichtig es der Kultusministerkonferenz ist, möglichst viel Kompetenz und möglichst viele Sichtweisen einzubinden. In dem Rat haben ausdrücklich auch Kritikerinnen und Kritiker der reformierten Rechtschreibung einen Platz.
Die Einsetzung eines Rates für deutsche Rechtschreibung war bereits Bestandteil des Beschlusses der Kultusministerkonferenz vom 03./04.06.2004 zu den Berichten der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung und zum Ablauf der Übergangsfrist, um gleichzeitig ein für die Zukunft akzeptiertes Verfahren zur kontinuierlichen Fortschreibung festzulegen.
Zwischenzeitlich liegen auch aus Österreich und der Schweiz positive Signale zur Einrichtung eines solchen Rates für deutsche Rechtschreibung vor. Die beiden Länder würden nach dem Vorschlag je 9 Vertreterinnen und Vertreter entsenden.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz zeigte sich zuversichtlich, dass es mit diesem Konzept gelingen könne, die Diskussion um die Rechtschreibung weiter zu versachlichen: "Wenn alle Beteiligten ihre Kompetenz einbringen, können hoffentlich in der Zukunft polarisierte Auseinandersetzungen und Verunsicherungen vermieden werden."
Nach Beschlussfassung in der Kultusministerkonferenz und formeller Abstimmung mit der Bundesregierung sowie den zuständigen Stellen in Österreich und der Schweiz soll der Rat für deutsche Rechtschreibung seine Arbeit aufnehmen. Für den Vorsitz soll nach dem Vorschlag "eine ausgewiesene Persönlichkeit des öffentlichen Lebens mit besonderen Bezügen zum Aufgabenfeld des Rates" gewonnen werden.
Der Rat für deutsche Rechtschreibung soll, bevor er Vorschläge zur Änderung des Regelwerks vorlegt, Vertreterinnen und Vertretern aus den Schulen, insbesondere aus den Lehrer- und Elternvertretungen, sowie den für die Verwaltungssprache zuständigen Behörden Gelegenheit zur Stellungnahme geben. In gleicher Weise sollen Vertreterinnen und Vertreter solcher Einrichtungen angehört werden, die auf Grund ihres Umgangs mit Sprache und Rechtschreibung deren Fortentwicklung beurteilen können oder aber voraussichtlich an der Umsetzung der Beschlüsse des Rats beteiligt sein werden.
Der Rat soll den zuständigen staatlichen Stellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in der Regel alle fünf Jahre einen Bericht erstatten. Den Zeitpunkt seines ersten Berichts soll der Rat selbst festlegen; der Termin soll jedoch deutlich vor Ablauf der ersten Fünf-Jahres-Frist liegen. Dieser zeitliche Ablauf macht deutlich, dass auch die kontrovers diskutierten Punkte in einem geregelten Verfahren aufgegriffen werden können. Die Bedeutung des Rates wird dadurch unterstrichen, dass Beschlüsse der zuständigen staatlichen Stellen, die von den Vorschlägen des Rates abweichen, nur nach erneuter Beratung mit dem Rat möglich sein sollen.
"Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Präsidium bin ich mir bewusst, dass der neue Rat für deutsche Rechtschreibung eine schwierige und sehr verantwortungsvolle Aufgabe haben wird. Ich appelliere daher an alle, dieses Angebot aufzugreifen, das hohe Kompetenz, vielfältige Erfahrungshintergründe und unterschiedliche Sichtweisen in einem Rat zusammenbringt", so die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Doris Ahnen.
Anlage Als Mitglieder von deutscher Seite schlägt das KMK-Präsidium vor:
Institut für deutsche Sprache (2 Sitze) Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung (2 Sitze) Duden-Verlag (1 Sitz) Wissen Media Verlag/Bertelsmann-Wörterbuch (1 Sitz) Gesellschaft für deutsche Sprache (1 Sitz) Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (1 Sitz) Börsenverein des deutschen Buchhandels (1 Sitz) VdS Bildungsmedien (1 Sitz) Deutscher Journalistenverband/Deutsche Journalistenunion (1 Sitz) Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Nachrichtenagenturen (1 Sitz) Bundesverband deutscher Zeitungsverleger (BDZV) (1 Sitz) Verband deutscher Zeitschriftenverleger e.V. (1 Sitz) PEN-Zentrum Deutschland (1 Sitz) Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband (1 Sitz) Symposium Deutschdidaktik (1 Sitz) Lehrerinnen- und Lehrerverbände in DGB und DBB (1 Sitz)
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