An SZ zum Artikel vom 23.1.2013
Der Wirbel um einen Titel, der keiner ist - 24.1.2013
Der Streit um die Frage, hat Frau Schavan vor 30 Jahren in ihrer Dissertation gemogelt oder nicht, passt zu unserem titelgeilen Land. Nach alter Tradition wird der Doktorgrad, der kein Titel ist und übrigens auch kein Bestandteil des Namens, immer noch als statusbegründender Bildungsnachweis wie eine blinkende Leuchtboje vor dem Namen getragen.
Das deutsche Titelwesen, mittlerweile zu einem kleinkarierten Titelzirkus mit Unredlichkeiten und Betrug verkommen, wird weltweit (ausgenommen in Österreich) mit Unverständnis belacht. Infolge der unbegründeten Überbewertung des Titels wird das gesellschaftliche Ansehen des Promovierten schlagartig und ohne plausiblen Grund aufgeblasen. Verständlich, dass der Anreiz groß ist, mit allen Mitteln das zu erhalten, was unbegrenzte Hochachtung garantiert, und das lebenslang. Warum eigentlich?
Frau Schavan kämpft vor allem deshalb um den Erhalt der akademischen Verzierung, weil Sie sonst keinen akademischen Abschluss (Staatsexamen) vorweisen kann. Man lasse ihr daher den Titel; sie hat genug gelitten. Aber sie solle sich als Ministerin für Bildung und Forschung wenigstens dafür einsetzen, dass der Doktorgrad sachgerecht genannt wird, d. h. der Urkunde gemäß mit Angabe der Fakultät, und zwar hinter dem Namen.
Ulrich Werner
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