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Sprache / Rechtschreibreform / Berichte 2004/1-6 / Sinnentstellung durch
 

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Leserbrief und Sprachpolitik in der SZ
 Sinnentstellung durch Fälschung (Febr. 2004)

 

Der SZ-Leser Andreas Beckmann, Kiel, mußte beim Lesen seines am 3. Februar 2004 veröffentlichten Leserbriefes feststellen, daß es sich bei der veröffentlichten Version nur noch bedingt um seinen Text handelt. Seiner Ansicht nach illustriert der in der SZ gedruckte Text einen zusätzlichen Aspekt zum Zustand der deutschen Sprache, den er selbst gar nicht angesprochen hatte: Die erhebliche und nach seiner Beobachtung zunehmende sprachliche Schlamperei und Inkompetenz von Redakteuren selbst bei den sog. Qualitätsmedien. Er schrieb verärgert an die SZ:

Sehr geehrte Damen/Herren Redakteure für Leserbriefe,

ich finde es im Grundsatz erfreulich, daß Sie meinen Leserbrief zu Herrn Steinfelds Artikel vom 29. Januar abgedruckt haben. Die geringfügigen Kürzungen meines Textes stören mich auch nicht.

Sehr ärgerlich ist aber die Tatsache, daß Sie durch scheinbare "Korrekturen" den Text in einer Weise verunstaltet haben, daß er an vielen Stellen meiner zentralen Intention Hohn spricht und ich damit aufmerksamen Lesern wie ein Vollidiot erscheinen muß, der nicht weiß, was bzw. worüber er schreibt.

So schreibe ich "daß", "muß", "Anlaß" und "Ausfluß" in meinem Sinne korrekt mit "ß" - Ihre Korrekturen zum "ss" wirken sich wie eine Zwangsunterordnung unter die von mir - und das geht aus meinem Brief deutlich hervor - weitgehend abgelehnte Schlechtschreibreform aus. Der Leser muß denken: "Was ist der Beckmann für ein Spinner? Wenn er die Reform ablehnt, warum schreibt er dann 'dass', 'muss' usw.?" - ohne zu ahnen, daß es sich hier nicht um meinen Text, sondern eine (im Ergebnis) Fälschung der Redaktion handelt. Ähnliches gilt für "Diarrhoe", aus dem Sie "Diarrhö" (m. E. lächerlich!) gemacht haben.

Auch in der entstellenden Zusammenfassung von "unfrei willigen" zu "unfreiwilligen" verändern Sie meinen Brief in gravierender Weise: Meine Version sollte humorvoll-satirisch (angezeigt durch die Anführungszeichen) einen bestimmten Aspekt der Reform überzeichnen und damit auf die Schippe nehmen - Ihre Fälschung macht aus dem Spaß Ernst. Ich befürworte aber keineswegs die zwangsweise öffentliche Tötung der Sprachkommissare.

Extrem ärgerlich ist dann schließlich das Einbauen eines OBJEKTIVEN – also eines jenseits aller Meinungsverschiedenheiten zur Rechtschreibung unzweifelhaften - FEHLERS in meinen Beitrag:
Ich beginne mit "Während ich Thomas Steinfeld inhaltlich weitgehend (und zwar sitzend, also gar nicht weit gehend) folgen mag," Daraus machen Sie "Während ich Thomas Steinfeld Artikel weitgehend (und zwar sitzend, also gar nicht weit gehend) folgen mag," - der Leser muß zu dem falschen Schluß kommen, daß ich als Kritiker der Schlechtschreibreform nicht mal den einfachen Genitiv beherrsche.

Fazit: Ob nun absichtlich oder aus massiver sprachlicher Inkompetenz – Sie haben meinen Leserbrief in einer Weise verändert, die mich gerade bei den wachen, kritischen Menschen an die ich mich richte, wie ein Depp dastehen läßt.

Ob die Ursache Ihrer Gemeinheit mir gegenüber in echter Niedertracht oder "nur" in grober fachlicher Inkompetenz liegt, wissen Sie allein. Festzuhalten bleibt aber, so oder so: Ihr Verhalten ist eine Riesensauerei; Sie sollten sich schämen. Bitte stellen Sie richtig, daß SIE den Unfug in dem abgedruckten Text zu verantworten haben, nicht ich.

Mit Grüßen,
Andreas Beckmann