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Sportreporter beim Bayerischen Fernsehen - 1961 bis 1981
800 Filmberichte über fast alle Sportarten 

 

Meinem Interesse für Sport verdanke ich die Tätigkeit als Sportreporter beim Bayerischen Fernsehen. Vom Leiter der Münchener Abendschau, meinem ehemaligen Schulfreund aus Garmisch, Wolfgang Belstler gefragt, ob ich nicht die Nachfolge eines Stammreporters antreten wolle, der zum ZDF nach Mainz ginge, sagte ich zu, allerdings mit Bedenken, denn ich hatte ja keine Ahnung von diesem Geschäft. Bei seinem letzten Auftrag, Sommerskilauf an der Watzmann-Ostwand für die Abendschau begleitete ich den scheidenden Reporter. Mit dem Teamwagen des Bayerischen Rundfunks fuhr ich mit nach Berchtesgaden. Wir wurden alle vom Kurdirektor zum Essen eingeladen. Ein Bericht im Fernsehen war immer eine Werbung für den Ort. Es war auch ein besonderer Tag, Sommer-Sonnen-Wende, mit Feuern auf den Bergen. Ich hatte wohl ein Glas Rotwein zuviel erwischt. Jedenfalls ging es mir in der Nacht sehr schlecht. In der Früh fuhren wir mit dem Boot über den Königssee nach St. Bartholomä, und es hätte uns dort eigentlich ein Hubschrauber der Bundeswehr erwarten sollen, um das Team samt Ausrüstung zur Ostwand zu bringen. Doch am Vortag war ein Starfighter abgestürtzt und der Einsatz wurde abgesagt. Ohne Hubschrauber schleppten wir uns und die Geräte nach oben zur Ostwand, um den Torlauf zu filmen. Bei dem Aufstieg habe ich wohl den Alkohol bis zum letzten Tropfen ausgeschwitzt. 

Beim nächsten Auftrag eine Woche später (Gocartrennen in Füssen) war ich auf mich allein gestellt. Nach und nach wurde ich sicherer und konnte so manchem Kameramann, der sich gegen den Neuling stark zeigen wollte, durchsetzen. Bei den meisten Berichten stand ich unter großem Zeitdruck. Auch deshalb, weil der Ablauf bei der Herstellung noch sehr umständlich war. Hier ein paar Fotos von Einsätzen, vom Fernseher abfotografiert.

 


Interviews mit Sportlern, Trainern und Funktionären

 
 

 

 

 


 
 
 

 

 

 
 

 

 

 
 

 

 

20 Jahre lang war ich in ganz Bayern unterwegs, an manchem Wochenende an drei verschiedenen Orten. Montags im Büro bereitete ich die Berichte vor, vervollständigte die Ergebnisse und fuhr mit dem Filmkonzept im Kopf zum 14-Uhr-Schneidetermin ins Studio. Dementsprechend schnell war ich mit dem Bericht fertig. (Die amtsübliche lückenlose Erfassung der Arbeitsleistung ermutigte mich,  meine Dienstzeit frei zu gestalten.)

Der kürzeste Bericht war 30 Sekunden lang, der längste 15 Minuten. Sein Titel lautete "Kunststoff contra Metall". Anlaß war der heftige Streit, welches Material besser sei. Um Informationen zu sammeln, sprach ich mit den damals aktiven Skigrößen Luggi Leitner und Willy Bogner. Ich besuchte Toni Sailer in Kitzbühl, der uns für eine Nacht in seinem Haus als Gäste aufnahm, und die Skifabriken Kneißl (Kunststoffski) in Traunstein und Fischer (Metallski) in Ried am Inn. Überraschend schwierig zu gestalten war ein Film für den Faschingsmontag, der "komisch" sein sollte.

Die regelmäßige wenn auch kurze Gegenwart im Fernsehen brachte mir einen nicht unwillkommenen Bekanntheitsgrad ein. Im Patentamt wie in Bank, Apotheke und anderen Läden wurde ich immer wieder erkannt und angesprochen: „Ich habe sie gestern im Fernsehen gesehen (oder gehört)“. Vor damals 40 Jahren (1965) hatten solche Auftritte eine andere Bedeutung als heute. Das Wort (oder mein Schild im Auto) "Fernsehen" war besonders in kleineren Orten ein Losungswort, das alle Türen öffnete. Wir wurden vom Bürgermeister oder vom Vereinvorstand offiziell, sogar über die Lautsprecheranlage begrüßt und zum Essen eingeladen. Beim Radsportgönner Eggerer in Herpersdorf bei Nürnberg war sogar die Übernachtung frei, und zum Weihnachtsfest schickte er mir eine Kiste mit Lebkuchen.

Andererseits brauchte es schon eine Überwindung, im Sommer bei schönem Wetter die Familie im Garten zu verlassen und z. B. nach Hof im Bayerischen Wald zu fahren. Hof war wegen seiner Entfernung wenig begehrt als Reporterziel. Auch die dort herrschenden niedrigen Temperaturen im Winter waren gefürchtet. Es gilt deswegen ja auch als das bayerische Sibirien. Die Kameraposition auf dem Stadiondach war dem Wind direkt ausgesetzt. Doch nichts gegen Hof. In der Freiheitshalle habe ich spannende Wettkämpfe gefilmt und bei schönem Wetter machte es Spaß, vom Bahnhof zum Fußballstation zu laufen.  

Plötzlich erhielt ich keine Telefonanrufe mehr, mit denen mir 20 Jahre lang die Aufträge erteilt wurden. Einen Grund erfuhr ich nicht. Auch eine offizielle Verabschiedung blieb aus. Anderen Reportern ist es ebenso gegangen wie mir.

 



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