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Sprachwandel & -politik IX
 Popsprache Deutsch

 

TEs war ein langer, holpriger Weg von Ted Herolds Rock´n`Roll-Adaption Ich bin ein Mann (1959) bis zu Thees Uhlmanns Gitarren-Poesie auf dem Album der Band Tomte Buchstaben über der Stadt (2006). Fast fünf Jahrzehnte, in denen der deutschsprachige Popsong ausprobiert, abgelehnt und immer wieder neu definiert wurde. Aus diesem künstlerischen Ringen hat sich mittlerweile eine Tradition entwickelt, die es der heutigen Szene leichter macht, ein spielerisch-entspanntes Verhältnis zur „Popsprache Deutsch“ zu entwickeln.

Für das Jahr 2005 ermittelte der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft mit 35,3% einen neuen Rekordanteil deutschsprachiger Musik in den offiziellen Albumcharts. Im traditionellen Segment von Schlager und Volksmusik findet sich längst der Indie-Pop von Klee, Wir sind Helden oder die harten Reime der Aggro-Rapper. Die verschiedenen Musikstile sprechen zwar weiterhin unterschiedliche Hörergruppen an, die sich klar voneinander abgrenzen. Doch die frühere Grundsatzdebatte über die irgendwie uncoole eigene Sprache scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. Deutsch jedenfalls bedeutet im Pop- und Rock-Segment keine Einstiegshürde mehr. Der englische Gesang wiederum, früher eine Frage der künstlerischen Ehre, ist zur Marketing-Entscheidung geworden. Wer eine internationale Formatkarriere anstrebt, wie etwa die so genannten Euro Dance Acts, schmettert weiterhin Move your body über die Beats.

Pionier Rio Reiser

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