Die zunehmende Anglisierung ist kontraproduktiv«, murrt Annette Schavan, die Bildungs- und Forschungsministerin, die die »deutsche Sprache bedroht« sieht. Hätte sie statt »zunehmend« das Wörtchen »inkremental« benutzt, wäre der gesamte Satz ausländisch, genauer: eingedeutschtes Latein und Französisch. Und was ist mit ihrem Vornamen? Der ist die französische Verkleinerungsform von »Anna«.
In diesem Sinne ist die deutsche Sprache seit je »bedroht« durch die sukzessive Invasion, äh, durch das stete Eindringen fremdländischer Vokabeln, nein, Wörter. Das halbe Deutsch ist schon mal griechischer und lateinischer Herkunft. Im 18. Jahrhundert wurde Französisch »parliert«, während der napoleonischen Besatzung drang das Welsche gar in den Volksmund ein. »Bluse« kommt von blouson, und »mausetot« ist nichts anderes als mort si tôt. Jiddisch kam hinzu (Schickse, Tachles, Ganove), Italienisch (Espresso, Gigolo), Russisch (Roboter, Datsche) und zum Schluss, als veritabler, äh, wahrer Tsunami, das Englische. Geschadet hat das der deutschen Sprache nicht; sie wurde reicher und vielfältiger ganz ohne den Zwang, den die Sprachhüter seit Jahrhunderten insinuieren, ja unterstellen.
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