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Auf der Schneckenspur Eric Kandel, der große alte Mann der Gedächtnisforschung, beschreibt die Geschichte einer neuen Wissenschaft des Geistes. Von Harald Welzer
DIE ZEIT Nr. 27 vom 29.06.2006
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Aplysia californica ist eine ziemlich fette Schnecke, der man in freier Wildbahn eher ungern begegnet. Sie ist bis zu 75 Zentimeter lang, wiegt drei Kilo und ist zu nicht allzu viel in der Lage, außer in Gefahr einen Schwall Tinte auszustoßen und ihr Geschlecht zu wechseln, wenn ansonsten kein geeignetes Paarungsobjekt verfügbar ist. Die Schlichtheit von Aplysias Gemüt beruht darauf, dass sie insgesamt mit nur etwa 20000 Neuronen zurechtkommen muss; das System, das sie zum Lernen verwendet, umfasst nicht mal 100 Neuronen. Ein Säugetierhirn wendet mindestens eine Billion Nervenzellen auf, um das Dasein zu bewältigen, und vor diesem Hintergrund könnte man annehmen, dass insbesondere Menschen und Schnecken nicht viel gemein haben schon gar nicht, was ihren Geist angeht.
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