Kjell ist ein durch und durch lässiger Typ. Während er spricht, streicht er sich die Haare aus der Stirn. Seine Jeans hängt so tief, dass man fürchtet, er könne sie jederzeit verlieren. Überhaupt passt der Zwölfjährige in das Hamburger Szeneviertel, in dem er wohnt. In seiner Freizeit spielt er Fußball und Schlagzeug. Keine dieser Beschäftigungen aber betreibt er mit soviel Zeitaufwand wie sein drittes Hobby. Und das wiederum will auf den ersten Blick so gar nicht zu ihm passen: Kjell ist Chorknabe. Zweimal in der Woche, vor Konzerten noch häufiger, fährt er nach der Schule mit dem Fahrrad zur Hamburger St. Nikolai-Kirche, nimmt die Stöpsel seines iPods aus den Ohren und taucht ein in eine andere Welt. Denn dann hört er nicht mehr die Musik der Red Hot Chili Peppers, seiner Lieblingsgruppe, dann singt er selbst. Zur Zeit Bach. Für die Aufführung der Johannes-Passion, die der Knabenchor jedes Jahr vor Ostern aufführt - in bodenlangen roten Kutten.
Mit neun Jahren kam Kjell zum Vorsingen zum Chor, nachdem er in der Schule durch seine schöne Stimme aufgefallen war. „Klar, wenn sich vor den Aufführungen die Proben häufen, muss ich mich manchmal ganz schön überwinden, erzählt der Gymnasiast. Doch auf die Frage, warum er dennoch mitmache, ist plötzlich alles Coole aus seinem Gesicht gewichen.
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