Knopf oder Schalter?«, das war die wiederkehrende Frage, die im Hörsaal eines nordamerikanischen Universitätskrankenhauses bei Tucson, Arizona, zwischen Medizinprofessoren in einem Debattenwettbewerb regelmäßig heftig erörtert wurde. Soll ein Mensch die Möglichkeit haben, einen Knopf zu drücken, der zu einem Gefühl gelöster Zufriedenheit führt, »bis zu dem Augenblick, wo der segensreiche Daumen sich entspannt und den Knopf loslässt«? Oder soll er, egal ob Patient oder gesund, die weitergehende Möglichkeit haben, einen Glücksschalter umzulegen, »der dann so bleibt und permanente Freude erzeugt«?
Eine fiktive Frage, gewiss, wenn man beachtet, dass sie 1971 in dem Roman Liebe in Ruinen des Mediziners und Romanciers Walker Percy gestellt wurde. Sie klingt nicht mehr ganz so fictionartig, wenn man sich die berichteten Fortschritte bei gezielten Eingriffen in die emotionale und intellektuelle Verfassung von Menschen mit den Mitteln der Neurotechnik vergegenwärtigt (ZEIT Nr. 34/07, Bauteile für die Seele). Das neurotechnische Repertoire an chirurgischen, pharmakologischen und elektrotechnischen Mitteln zur zielgerichteten Beeinflussung von Verstand und Gefühl wird demnach in absehbarer Zeit beträchtlich erweitert werden. Würde dieser Fortschritt an Verfügungsmacht über das menschliche Hirn den Schluss erlauben, der Geist sei nichts als Biologie, also ein naturhaftes Phänomen, das mit den Mitteln der Biologie, der Biophysik und Biochemie vollständig erhellend beschrieben werden kann?
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