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Der unbewusste Wille Deutsche Hirnforscher geben der Debatte um den freien Willen neue Nahrung. Schon zehn Sekunden vor einer bewussten Entscheidung wird das Gehirn aktiv. Was folgt daraus?
DIE ZEIT, 17.04.2008 Nr. 17
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Nichts hält länger als das Provisorium. Das Büro von John-Dylan Haynes wirkt, als sei er gerade eingezogen. Dabei arbeitet er im Berliner Bernstein Zentrum für Computational Neuroscience schon über ein Jahr. Doch die Regale sind nahezu leer, in Ermangelung einer Garderobe hängt der Bügel mit dem Sakko an einem Leitz-Ordner im obersten Fach; als notdürftiger Ersatz für einen Couchtisch muss ein Rollcontainer herhalten. Und was soll diese Sprühdose mit schwarzem Autolack im Zimmer eines Hirnforschers? »Damit habe ich mein Fahrrad auf alt getrimmt, damit es mir nicht so schnell geklaut wird«, sagt Haynes lachend.
Hier versteht sich ein Mann offenbar auf die Kunst des Understatements. Und die große Pose des Welterklärers liegt dem deutsch-britischen Professor ebenfalls nicht. Dabei könnte er sie durchaus pflegen. Schließlich hat der 37-Jährige soeben im Fachblatt Nature Neuroscience eine Studie veröffentlicht, die vermutlich die Debatte um den freien Willen mächtig anheizen wird: Anhand der Aktivität zweier Hirnregionen kann er voraussagen, ob Versuchspersonen einen Knopf mit der linken oder rechten Hand drücken werden. Und diese Aktivität beginnt, zehn Sekunden bevor die Probanden sich bewusst entscheiden!
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