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Ein Kuss ist nicht immer ein Kuss
»Gleich und anders« – die seriöse und vielseitige »Geschichte der Homosexualität«

DIE ZEIT Nr. 38 vom 13.9.2007

Kifi heißt in der Sprache der Haussa in Westafrika die lesbische Liebe. Kifi kann aber auch eine Männerbeziehung meinen, nämlich dann, wenn zwei Männer eine gleichberechtigte erotische Freundschaft führen (statt des ebenfalls sexuellen, aber streng hierarchischen masu harka-Verhältnisses). Sofern denn die Übersetzung erlaubt ist, könnte man also sagen: Echte schwule Liebe nennen die Haussa lesbisch.

Es gibt mehr Geschlechter zwischen Mann und Frau, als unser Schulwissen in Schubladen zwängen kann. Auch, wenn sich viel geändert hat, seit an diesen Schubladen gezimmert wird: Seit der ungarische Autor Károly Kertbeny 1869 den Begriff der Homosexualität erfand, der eine Kategoriennot auslöste, welche, um auch den Normfall zu benennen, das Wort »heterosexuell« gebar. Womit es noch nicht getan war, nicht getan sein konnte, wie überall, wo Gesellschaft und Politik sich des Menschen und seiner Gefühle zu bemächtigen suchen. Im Letzten bleibt da eine Kluft. Auch heute, da sich die Identitäten vervielfältigt haben, kann keine Typologie die Wirklichkeit des Liebens einfangen.

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