Angelina Keller, 14 Jahre alt und Achtklässlerin der Heinrich-von-Kleist-Realschule in Heilbronn, hatte in den vergangenen Monaten ungewöhnliche Schulstunden. Da ging es nicht um Deutsch, Mathematik oder Englisch ? montagabends von 18 Uhr bis 20 Uhr stand Tanzen mit Behinderten auf dem Stundenplan. Vor dem ersten Tanztreff hatte sie ein wenig Angst. »Ich wusste nicht, wie sie reagieren würden«, sagt sie. In Rollenspielen hat sie sich mit Mitschülerinnen vorbereitet, sie sind im Rollstuhl zum Bäcker gefahren, haben gelernt, welche Arten von Behinderungen es gibt. »Wenn sie euch nicht verstehen, müsst ihr langsamer reden«, hatte der Lehrer gesagt. Aber als es dann so weit war, war alles einfacher als gedacht.
Getroffen hat man sich in einem Veranstaltungsraum des Alten Rathauses. 15 Frauen und Männer mit einer geistigen Behinderung, die die Offenen Hilfen Heilbronn zusammengeführt hat, »eine Art Volkshochschule für Menschen mit Behinderung«, wie einer ihrer Mitarbeiter sagt, und drei Achtklässlerinnen der Heinrich-von-Kleist-Realschule. Eine Discokugel, Lichterketten, aus den Boxen dröhnte »Hey macarena«. Die Behinderten seien ganz offen gewesen und gleich auf sie zugegangen, erzählt Angelina. Die Schülerinnen versuchten, ihnen Samba beizubringen. Aber es ging nicht nur ums Tanzen. »Die haben sich gefreut, dass jemand da ist, der ihnen zuhört.« Sie haben den Schülern von ihren ganz persönlichen Problemen erzählt, von Streit mit Freunden etwa.
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