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Entscheidung fürs Leben Lehrstelle oder Absturz: Oft wird schon am Ende der Schulzeit bestimmt, wer in die Unterschicht gerät. Von Thomas Fischermann und Kolja Rudzio
DIE ZEIT, 30.11.2006 Nr. 49
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In der Backstube von Hans-Peter Küpper wartet eine Chance. Der Bäckermeister aus dem rheinischen Bedburg sucht einen Lehrling. Wenn der sich geschickt anstellt, wird ihm der Chef mit dem grauweißen Schnurrbart und dem fröhlichen Singsang in der Stimme vielleicht einen Arbeitsplatz fürs Leben bieten. So wie den beiden Gesellen, die einst hier lernten und geblieben sind, oder wie Helga, die vorne im Laden frisch gebackene Weckmänner und Apfelkuchen verkauft seit 17 Jahren. Derart ist es in der 120 Jahre alten Bäckerei Küpper meistens zugegangen.
Bloß, seit vier Jahren hat Hans-Peter Küpper keinen Lehrling mehr, und um diesen Mangel zu erklären, führt er ein kleines Schauspiel auf. In die Mitte des Raumes stellt sich der Bäckermeister, lässt die Schultern hängen, steckt die Hände in die Taschen und schaut bedrückt zum Boden. »Vor zwei Monaten hat sich hier einer vorgestellt, für ein Praktikum, der stand so da!« Sagt es und fügt noch auf gut Rheinländisch hinzu: »Der war ja zu blöd für zu kehren!«
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