Die gute alte Aufklärung, darauf haben wir uns verständigt, ist tot. Wir wissen, was wir wissen müssen, und mehr muss es nicht sein. Doch wenn nicht alles täuscht, dann sind die Aufklärer längst zurück. Sie tragen keine Fackel und wollen die Welt nicht verbessern. Dennoch sind sie von einer Radikalität, die schüchternen Zeitgenossen den Atem verschlägt.
Besser bekannt sind die neuen »Aufklärer« unter dem Namen »Hirnforscher«. Sie glauben, das Geheimnis unseres Bewusstseins entschlüsseln zu können, und wollen uns darüber aufklären, was die Welt im Innersten zusammenhält. Wenn nicht heute, dann morgen.
Wer gehofft hatte, es gebe ein paar Inseln, die von ihrem Eroberungsdrang verschont würden, sozusagen uneinnehmbare Zonen des Menschlichen, der wird enttäuscht. Es gibt sie nicht. Inzwischen haben die Hirnforscher sogar einen neuen Archipel des Unwissens entdeckt und dort ihre Fahne gehisst: das Reich der Kunst. Auch auf diesem Gebiet, sagen sie, wimmele es von schrecklichen Irrtümern und trüben Illusionen. Abendländische Menschen glaubten immer noch, ein Kunstwerk verdanke sich der künstlerischen Freiheit, dem autonomen Geist des Artisten.
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