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Leben zum Anfassen Mit Exkursionen ins Bordell oder ins Gefängnis will die koreanische Schriftstellerin You Il Kang ihren Leipziger Literaturstudenten den Sinn für die Realität nahe bringen. Von Sabine Etzold
DIE ZEIT Nr. 28 vom 06.07.2006
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Die Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Leipzig genießen die Sonne, lassen blasse Beine durchs Fenster baumeln oder sich durchs Gitter ein Karomuster auf den Rücken brennen. Das Besuchergrüppchen unten im Hof begrüßen sie mit fröhlichem Gejohle. »Ich liebe euch alle!«, ruft einer der »Knackis«. Sichtlich verlegen, erwidern die zehn Studenten, die zusammen mit ihrer Dozentin You Il Kang um die Gebäude streifen, den ungewohnten Gruß.
Dass sie in diesem Milieu fremdeln, ist kein Wunder. Schließlich gehören sie nicht zu einer der hier häufiger anzutreffenden Juristen oder Sozialarbeiter, sondern sind angehende Dichter und Romanciers. Sie studieren am Leipziger Literaturinstitut, der einzigen Einrichtung in Deutschland, in der literarisches Schreiben als Wissenschaft betrieben wird in einem eigenen Studiengang mit Diplomabschluss. Und nach Erreichen des Studienziels hofft so mancher von ihnen auf eine schriftstellerische Karriere.
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