Monika Kaiser-Haas war seit 21 Jahren Lehrerin und unterrichtete an der Ludgerus-Grundschule in Hiltrup, einem Stadtteil von Münster, als ihr klar wurde, dass sie all die Jahre etwas falsch gemacht hatte. Und zwar grundlegend. Ein ständig unaufmerksamer und renitenter Zweitklässler hatte sie darauf gebracht. Nachdem er mit seinen Eltern Cape Canaveral besucht hatte, hielt er vor der Klasse einen einstündigen Vortrag über Luft- und Raumfahrttechnik. »Als ich ihm so zuhörte, habe ich meine ganze pädagogische Arbeit hinterfragt«, sagt Monika Kaiser-Haas. Sie kam zu dem Schluss, dass sie mit ihrem Unterricht die Fähigkeiten des hochbegabten Schülers unterdrückt hatte. »An seiner Aufmüpfigkeit war nicht er schuld, sondern ich.« Das war 1997.
Monika Kaiser-Haas begann, Begabte zu fördern. Sie gab ihnen anspruchsvolle Aufgaben und setzte sich dafür ein, dass besonders gute Schüler eine Klasse überspringen konnten. Vor zehn Jahren war sie damit an ihrer Schule noch eine Exotin heute kann sich die 59-Jährige als Vorreiterin betrachten. Die Ludgerus-Schule, an der sie immer noch unterrichtet, nimmt an einem Projekt der Universität Münster teil, in dem begabte Schüler Arbeiten nach wissenschaftlichen Kriterien schreiben: Ein Zweitklässler etwa über Röntgenstrahlen, ein Drittklässler über das alte China, ein Viertklässler über den Satz des Pythagoras. Am Ende des Schuljahres präsentieren die Schüler ihre Arbeiten mit einem Vortrag im Münsteraner Schloss.
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