Reiz der Erfahrung
Schimpansenmann steht nicht auf junge Dinger: Beim Sex bevorzugt er die reiferen Weibchen Von Tanja Krämer

DIE ZEIT, 23.11.2006 Nr. 48 S. 44 

Die sexuelle Anziehung zwischen Männern und Frauen folgt komplexen Mechanismen, die sich je nach Kulturkreis stark unterscheiden können. Eine Konstante jedoch zieht sich durch die Schlafzimmer aller Kontinente: Männliche Zweibeiner bevorzugen gemeinhin jüngere Partnerinnen. Mit unserem nächsten lebenden Verwandten, dem Schimpansen, verhält es sich indessen anders: Hier wählen die Männchen zur Fortpflanzung am liebsten ältere Weibchen.

Wissenschaftler um Richard Wrangham vom Department of Anthropology der Harvard University in Massachusetts haben eine Schimpansengruppe aus dem ugandischen Kibale National Park über mehrere Jahre hinweg beobachtet. Ältere Schimpansinnen aus der Gruppe hatten sehr viel häufiger Sex als ihre jüngeren Konkurrentinnen. Immer wieder kam es zu aggressiven Auseinandersetzungen zwischen den Bewerbern, die sich verstärkt um die reiferen brunftigen Weibchen versammelten. Diese hatten darum die Wahl – und kopulierten sehr viel häufiger mit ranghohen Männchen als mit solchen, die in der Gruppe weiter unten standen. Auch das männliche Alphatier, das dank seiner Stellung relativ frei unter den weiblichen Gruppenmitgliedern wählen kann, entschied sich meist für die älteren Semester.

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