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Trends in der Wörtermode
 In diesem Herbst trägt der Herr die Sätze lang und streng. Am Ende darf es dagegen auch mal fransig und ein bisschen wild sein

ZEITmagazin Leben, Nr. 39 vom 20.9.2007

Über Mode soll ich schreiben, aber es darf nicht mit einem „I“ anfangen, nie wieder darf ich eine Kolumne mit dem Wort „Ich“ am Anfang verfassen, auch nicht mit „Irrsinn“ oder „Illegitim“, weil ein I angeblich nicht elegant aussieht, ein I, behaupten die Artdirektoren, nein, die ArtdirektorInnen, zerstört die Schönheit der Kolumne, eine Kolumne, die mit einem I anfängt, ist angeblich wie Streifen mit Karos kombiniert, oder saftblaue Hose mit senfgelbem Hemd, dabei ist die Kolumne doch eine subjektive Form, subjektiv, das kommt aus dem Lateinischen und bedeutet ichichich  , nicht schönschönschön, mit anderen Worten, einem Kolumnisten das Ich zu verbieten, das ist, als ob man zu einem Schwimmer geht und sagt, du, Schwimmer, Wasser kriegst du heut aber keins, Wasser schaut nicht gut aus, Wasser steht dir auch gar nicht, Wasser ist auch gar nicht mehr modern, lauf halt im Becken ein bisschen hin und her, darfst auch mit den Armen rudern dabei, aber Wasser, das nicht, so etwas nenne ich Geschmacksterror, nebenbei gesagt gibt es auch Menschen, die gerade das I mögen, schau doch mal, Isa, Ingrid, Irmgard, das Magazin da am Kiosk hat viel I, das kaufen wir, wegen seiner Klarheit, das kommt steil und hat Kraft, phallisch, meinetwegen, trampelt doch ruhig auf meinem Unterbewusstsein herum, ihr Optikfreaks und Modezaren, aber auch für die Modezarenfamilie wird es eines Tages ein 1917 geben, wenn ihr versteht, von Hause aus bin ich nämlich eigentlich Historiker, ich habe eine ernsthafte wissenschaftliche Karriere aufgegeben, was habe ich unter euch eigentlich verloren?

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