Es wäre schwierig, jemanden, der gerade geht, um die Erklärung zu bitten, wie er das macht: Gehen. Er könnte es wohl kaum erklären. Natürlich könnte er in der Fachliteratur nachlesen, warum der Mensch geht und wie das geht. Aber da hätte er viel zu tun, und am Ende könnte er wahrscheinlich nicht mehr gehen.
Mit der Frage, was sprechen bedeutet, verhält es sich nur insofern anders, als sie noch komplizierter ist. Wer sprechen kann, denkt nicht darüber nach (was zuweilen ein Fehler ist). Insofern ist Nikolaus Nützels Buch über die Sprache ein echter Nussknacker. Es knackt eine Nuss, von der wir spontan nicht gedacht hätten, dass man sie knacken sollte. Am Ende des ebenso amüsanten wie lehrreichen Buches sind wir ein ganzes Stück schlauer geworden, und dass wir danach immer noch sprechen können, ist dann doch alles in allem ein Vorteil. Und der größte Vorteil ist: All das, was unseren Alltag zutiefst bestimmt und organisiert, die Sprache, die Schrift, erscheint uns nach der Lektüre wie ein großes Wunder, das wir nun ein bisschen besser verstehen.
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