Warum Menschen glauben
 Wissenschaftler versuchen, die Kraft der Religion zu erklären – mit Hirnströmen und Gottes-Genen

DIE ZEIT vom 12. 05 2005    Ulrich Schnabel berichtet:

„Man nennt es das Wunder von Boston und feiert es als ersten Nachweis, dass sich spirituelle Ekstase im Labor erzeugen lasse. Und es gilt - eine Zeit lang - als bestes Beispiel für eine unvoreingenommene wissenschaftliche Untersuchung religiösen Glaubens: Mitte der sechziger Jahre weist der Arzt und Theologe Walter Pahnke an der Harvard University nach, dass die Droge Psilocybin spirituelle Erfahrungen während eines Gottesdienstes fördert. Seine Probanden, Schüler eines theologischen Seminars, wohnen unter Drogeneinfluss einer Messe bei.“

Zweieinhalb Stunden lang, so Schnabel weiter, hörten sie Predigten und Musik, beteten und meditierten. Danach berichten sie von starken Einheits- und Transzendenzerlebnissen, von tiefempfundener Freude und Liebe, Gefühlen der Heiligkeit, der Vergänglichkeit und eines allumfassenden Friedens. Die segensreichen Erfahrungen seien im Vergleich mit einer unberauschten Kontrollgruppe nicht nur statistisch signifikant nachweisbar; sie führten auch - wie spätere Untersuchungen ergeben hätten - bei acht von zehn Versuchspersonen zu tiefgreifenden, dauerhaften Bewußtseinsänderungen. Dank dieser Methode, triumphierte Pahnke, könne man endlich mystische Erlebnisse wissenschaftlich im Labor reproduzieren und untersuchen.

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