Anmerkungen
Jedes Wort der Muttersprache hat seine Geschichte, enthält zahlreiche sinnliche, kulturelle, historische, ökonomische, moralische, religiöse, wissenschaftlich-technische und andere Bezüge. Muttersprachliche Fachbegriffe tragen hochanschaulichen Charakter, sind wie alle muttersprachlich lexikalisierten Begriffe Bindeglied den Basiskategorien des Denkens, damit zu Intuition, Wissen, Intelligenz, Kreativität des Menschen. Wir vertreten deshalb eine deutschsprachige Informatik, die vor 15 Jahren noch selbstverständlich war.
Muttersprache als Basis geistiger Tätigkeit ermöglicht nach kompetenten Schätzungen eine mehrfach höhere geistige Leistung, als eine noch so gut erlernte Fremdsprache. Dies kann man sehr eindrucksvoll auf einer wissenschaftlichen Konferenz erleben, wo wirkliche Kommunikation nur unter Gleich-Muttersprachlern zustandekommt. Kreativität, Forschung, Entwicklung beruhen auf begrifflicher Aneignung, auf Schöpfung eigener Begriffe. Aufgeben eigener Sprache führt unweigerlich ins Hintertreffen. Leicht sieht man dies am Wort "Computer". Jedes Kind im englischen Sprachraum weiß intuitiv, daß das Ding rechnet (weil Computer eben Rechner heißt). Der angelsächsische Denkansatz ist also: Der Computer ist ein (rechnendes) Werkzeug. Wir Deutschen, die den Rechner erfunden haben (Konrad Zuse 1936), opfern unseren Rechner dem leeren Symbol "Computer", treffen falsche Hypothesen über dessen Charakter und erschöpfen uns dann in dummen Streitereien: "Der Computer ist kein Rechner...". Dies klingt zwar belanglos, reduziert jedoch in Summe unsere geistige Effizienz beträchtlich gegenüber der Nutzung anschaulicher Muttersprache. Wer fremde Wörter benutzt, merkt das nicht, lebt jedoch mit begrifflichen Fragmenten! So ist Deutschland vom weltführenden Rechner-Produzenten zum drittklassigen "Kompjuter"-Konsumenten geworden. Hier liegt ein wichtiger Grund für unseren nationalen geistigen Abbau auf allen Gebieten.
Natürlich legen auch wir ggf. Wert auf Kenntnis des Englischen - zur Verständigung im Ausland und zum Verstehen internationaler Fachliteratur - ohne es aber zur Basis deutscher Wissenschaft zu machen. Wissenschaftliches Schriftgut und Lehrmaterial muß in deutscher Sprache vorliegen, wissenschaftliche Intensiv-Kommunikation in der Muttersprache stattfinden.
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